Alle lebenden israelischen Geiseln frei - Netanjahu lobt und dankt Trump

Nach der ersten Freilassung sind nun auch die letzten 13 Geiseln der Hamas an das Rote Kreuz übergeben worden. Diese werden nun vom Süden des Gazastreifens zurück nach Israel gebracht.
Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte am Montagmorgen sieben Geiseln in die Obhut des Roten Kreuzes entlassen - die ersten, die im Rahmen des zwischen Israel und der Hamas vereinbarten Waffenstillstands freigelassen wurden. Sie befinden sich inzwischen wieder auf israelischem Boden.
Das israelische Außenministerium teilte auf der Plattform X, dass sie 738 Tage darauf gewartet hätten, die Geiseln willkommen zu heißen.
Nun wurde die zweite Gruppe der Geiseln freigelassen. Dafür ist das Rote Kreuz zu einem zweiten Übergabeort im südlichen Teil des Gazastreifens gefahren. Insgesamt sind die 20 letzten lebenden Geiseln freigekommen.
Auch die Leichen verstorbener Geiseln sollen am Nachmittag übergeben werden.
Drei deutsche Staatsbürger unter den ersten sieben Geiseln
Auch die Deutsch-Israelischen Zwilligsbrüder sind unter den ersten sieben Geiseln. Gali und Ziv Berman, 28 Jahre alt, besuchten das Nova-Festival. Die Familie hatte über mehrere Wochen keinen Kontakt zu den Brüdern aufbauen können. Berichte von anderen freigelassenen Geiseln, dass die Brüder noch am Leben seien, waren die erste Nachricht an die Angehörigen.
Das Pressebüro der israelischen Regierung hat den Moment der Freilassung der Brüder auf X veröffentlicht. Sie zeigen Gali und Ziv Berman.
Der israelische Klavierspieler Alon Ohel (24), ebenfalls auch deutscher Staatsbürger, der das Nova-Musikfestival besucht hatte, soll zu den ersten sieben zählen. Des weiteren sind Matan Angrest, Guy Gilboa-Dalal, Eitan Mor und Omri Miran freigekommen.
Fotos von lokalen Medien zeigen die freigelassenen Geiseln in den Armen ihrer Familien.
Die Vereinbarung zwischen Hamas und Israel sieht vor, dass die letzten 20 israelischen Geiseln, die in Gaza festgehalten werden, am Montagmorgen gegen mehr als 1.900 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Das israelische Militär soll die Freilassung ebenfalls eingeleitet haben. Nach eigenen Angaben wurden 1.966 Gefangene in Bussen von den israelischen Gefängnissen zu einem Übergabeort gebracht.
Es wird erwartet, dass 250 Palästinenser, die in israelischen Gefängnissen lebenslange oder langjährige Haftstrafen verbüßen, freigelassen werden, ebenso wie 1.700 weitere Personen, die während des Krieges im Gazastreifen inhaftiert waren.
US-Präsident Donald Trump: "Ein Neuanfang"
Vergangene Woche konnten die Hamas und Israel sich auf einen Friedensplan nach Vorschlag des US-Präsidenten Donald Trump einigen. Unterhändler sprachen mit beiden Parteien in Ägypten.
Das Abkommen "könnte die größte Sache sein, in die ich jemals involviert war", sagte Trump einem Reporter der US-Nachrichtenseite Axios heute auf dem Weg in den Nahen Osten. Laut Israels Präsident Itzchak Herzog soll Trump in Israel mit der höchsten zivilen Auszeichnung geehrt werden.
Trump ist soeben in Tel Aviv gelandet und wurde von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Empfang genommen. Am Vormittag soll Trump Angehörige der Geiseln treffen. Außerdem ist eine Rede vor dem israelischen Parlament geplant.
Ins Gästebuch des Knesset schrieb Trump: Es sei ihm eine große Ehre. Das sei ein großer und schöner Tag. Ein Neuanfang. Auf Nachfrage sagte er vor Journalisten, dass der Krieg beendet sei.
Die erste Phase von Trumps "20-Punkte-Friedensplan" fordert eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten sowie die Freilassung aller noch in Gaza gefangenen Geiseln im Austausch gegen Hunderte von palästinensischen Gefangenen, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden.
"Der Friedensplan braucht starke internationale Unterstützung, um erfolgreich zu sein", erklärte Kaja Kallas, die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik auf der Plattform X.
Sie verkündete, dass die EU dafür die Überwachung des Grenzübergangs zwischen Gaza und Ägypten wieder aufnehmen wird. Dies war zuvor in einer zivilien Mission geschehen und nehme laut der EU-Diplomatin "eine wichtige Rolle" ein.
Internationales Rotes Kreuz: "mehrstufige Operation"
Am frühen Montagmorgen erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, es habe eine "mehrstufige Operation" gestartet, um die Freilassung der Geiseln und Gefangenen zu überwachen. Ein Medienbericht bezeichnete den Zustand der ersten sieben Geiseln als gut. Alle hätten sich aus eigener Kraft in die Autos bewegen können, so der TV-Sender N12.
Livestreams zeigen den "Platz der Geiseln" im Zentrum von Tel Aviv. Dort haben sich Tausende Menschen versammelt und verfolgen die Übergabe auf Bildschirmen. Sie tragen israelische Flaggen und jubelten über die ersten Nachrichten. Einige von ihnen weinten zugleich.
Die großen israelischen Fernsehsender strahlten in der Nacht vor der Freilassung der Geiseln Sondersendungen aus, da die Anspannung stieg. Noch vor der Morgendämmerung versammelten sich Menschenmengen um einen großen Bildschirm auf einem Platz in Tel Aviv.
Der Austausch stellt einen Durchbruch dar, nachdem ein Waffenstillstand vereinbart wurde, der auf einen knapp zweijährigen Krieg folgt. Präsident Donald Trump ist für eine Nahost-Reise in Israel gelandet.
Im Gazastreifen wird eine Flut von UN-Hilfslieferungen in die Gebiete erwartet, in denen Hunderttausende Menschen nach der zweijährigen Offensive des israelischen Militärs obdachlos geworden sind.
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