Militäroperation gegen mutmaßliche Assad-Anhänger offiziell beendet

Syriens neue Übergangsregierung hat an diesem Montag das Ende einer mehrtägigen Militäroperation gegen mutmaßliche Anhänger des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad verkündet. Dem waren die schlimmsten Kämpfe seit dem Ende des jahrelangen Bürgerkriegs im Dezember vorausgegangen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete allerdings auch danach noch von gewaltsamen Übergriffen bewaffneter Gruppen, die mit dem Verteidigungsministerium in Verbindung stünden.
Die Kämpfe in der syrischen Küstenregion hatten am Donnerstag nach einem Überraschungsangriff bewaffneter Mitglieder der alawitischen Gemeinschaft auf eine Polizeipatrouille in der Nähe der Hafenstadt Latakia begonnen. Es folgten heftige Kämpfe zwischen regierungsnahen Gruppen und Assad-Anhängern. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden 1.130 Menschen getötet, darunter mehr als 800 Zivilisten. Medienberichten zufolge verübten auch islamistische Kämpfer Massaker an der alawitischen Zivilbevölkerung.
Die Interims-Regierung in Damaskus hat Schwierigkeiten, ihre Autorität im ganzen Land durchzusetzen und politische Vereinbarungen mit anderen Gemeinschaften wie den Kurden im Nordosten und den Drusen im Süden zu treffen.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Hassan Abdel-Ghani, teilte mit, dass die Sicherheitskräfte weiterhin nach Schläferzellen und verbliebenen ehemaligen Regierungstreuen suchen würden, die möglicherweise in die Geschehnisse verwickelt sind.
Obwohl die von der Regierung eingeleitete Militäroperation zur Zurückdrängung von Assads Anhängern diese weitgehend eindämmen konnte, tauchten Bilder auf, die offensichtliche Vergeltungsangriffe der syrischen Sicherheitskräfte auf die hauptsächlich im Westen Syriens lebende alawitische Minderheit zeigen.
Interimspräsident Ahmed Al-Sharaa bezeichnete die Angriffe auf alawitische Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen als isolierte Vorfälle und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Er kündigte außerdem einen Ausschuss zur Untersuchung der Vorfälle an.
Die neue Regierung, die von Al-Sharaas Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) angeführt wird, stürzte al-Assad im Dezember und beendete damit die über ein halbes Jahrhundert andauernde diktatorische Herrschaft von dessen Familie.
Die Europäische Kommission zeigte sich besorgt über die Nachrichten aus Syrien und verurteilte die Tötungen. "Wir alle sind beunruhigt über die Situation und die Entwicklungen in Syrien, die mit Angriffen begannen, die Berichten zufolge zur Tötung unschuldiger Zivilisten geführt haben. Diese Berichte sind entsetzlich", sagte ein Sprecher der Kommission. "Wir haben gesehen, dass die Interimsbehörden schnell reagiert haben, und wir fordern, dass die Täter vor Gericht gestellt werden."
US-Außenminister Marco Rubio hatte die syrischen Behörden in einer Erklärung am Sonntag aufgefordert, "die Täter dieser Massaker" zur Rechenschaft zu ziehen. "Die USA stehen an der Seite der religiösen und ethnischen Minderheiten in Syrien, einschließlich der christlichen, drusischen, alawitischen und kurdischen Gemeinschaften", bekräftigte Rubio.
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