...

Logo Yotel Air CDG
in partnership with
Logo Nextory

"Best-Athlete"-Modell: Frankreich und Deutschland wollen EU-Waffenproduktion bündeln

• Aug 28, 2025, 9:09 AM
9 min de lecture
1

Der französische Präsident Emmanuel Macron empfängt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an diesem Donnerstagabend in seiner Sommerresidenz an der Côte d’Azur, im Fort de Brégançon.

Merz ist nach Helmut Kohl und Angela Merkel erst der dritte deutsche Regierungschef, der auf der Mittelmeerfestung empfangen wird. Während Merkel dafür 15 Jahre auf eine Einladung warten musste, erfolgt der Besuch für Merz deutlich früher.

Ein Abendessen bildet den Auftakt eines Treffens der Regierungen beider Länder: Am Freitag kommen sie zum sogenannten Ministerrat in der südfranzösischen Küstenstadt Toulon zusammen. Im Mittelpunkt sollen die Wirtschafts- und Sicherheitspolitik stehen.

Frankreich und Deutschland wollen in der Europäischen Union die Verteidigungsindustrie effizienter gestalten. Auf dem deutsch-französischen Ratstreffen für Sicherheit und Verteidigung wollen Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz über den Vorschlag sprechen, das sogenannte „Best Athlete“-Modell einzuführen.

Damit sollen für jede Kategorie von Waffensystemen die leistungsstärksten Unternehmen ausgewählt werden. "Die Logik des 'Best Athlete'-Modells besteht darin, die Anzahl der Waffensysteme in Europa zu reduzieren", erklärten Beamte des französischen Präsidentenpalastes.

Diskutiert werden soll zudem die Ausweitung der französischen nuklearen Abschreckung auf die gesamte EU sowie gemeinsame Verteidigungsprojekte und die Stärkung der industriellen und technologischen Verteidigungsbasis in Europa.

Rafale, F-35 und Gripen

Die EU will die Produktion von Verteidigungsgütern ausbauen, da befürchtet wird, Russland könnte noch vor Ende des Jahrzehnts angreifen. Bisher wird dieses Ziel jedoch durch die Fragmentierung des Sektors erschwert: Viele Mitgliedstaaten setzen traditionell auf ihre eigene Rüstungsindustrie aus Sicherheitsgründen.

Das zeigt sich auch im Ukraine-Krieg - das Land musste lernen, die von europäischen Ländern gelieferten unterschiedlichen Waffensysteme gleichzeitig einzusetzen und zu warten.

Europa nutzt aktuell mindestens vier verschiedene Kampfjet-Modelle – den in Europa gebauten Eurofighter Typhoon, die Rafale, den JAS Gripen sowie die US-amerikanische F-35. Bei den Panzern kommen zahlreiche Modelle zum Einsatz: der deutsche Leopard, der französische Leclerc, der britische Challenger, der italienische Ariete, der US-amerikanische Abrams und der südkoreanische K2.

Französische Rafale-Kampfflugzeuge fliegen während der Feierlichkeiten zum 107. Jahrestag der Republik Estland am 24. Februar 2025 über dem Stadtzentrum von Tallinn, Estland.
Französische Rafale-Kampfflugzeuge fliegen während der Feierlichkeiten zum 107. Jahrestag der Republik Estland am 24. Februar 2025 über dem Stadtzentrum von Tallinn, Estland. AP Photo/Sergei Grits

Bis 2030 sollen Hunderte von Milliarden Euro in den Verteidigungssektor fließen. Aktuell laufen verschiedene Initiativen, um Beschaffungen zu bündeln – mit dem Ziel, Kosten zu senken, die Interoperabilität zu verbessern und gleichzeitig die europäischen Produktionsketten zu stärken.

Frankreichs Präsident Macron setzt dabei auf eine europäische Bevorzugung bei der Rüstungsbeschaffung. Schon im vergangenen Jahr sorgte dies bei anderen EU-Staats- und Regierungschefs für Diskussionen: Einige befürchteten mögliche Reaktionen der USA, andere kritisierten, dass vor allem die französische Industrie profitieren könnte.

Auch ein mögliches "Best Athlete"-Modell wird zwangsläufig auf Widerstand stoßen und ähnliche Kritik hervorrufen.

Das "Best-Athlete"-Modell: Pro und Contra

Ester Sabatino, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Verteidigungs- und Militäranalysen am Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS), sieht "Best Athlete"-Modell eine „vernünftige Entscheidung“. Sie erklärt, dass Unternehmen mit schnellen und erprobten Entwicklungs- und Produktionszyklen voraussichtlich besser in der Lage seien, die Nachfrage zu bedienen.

Dies könnte zwar zu einer geringeren Anzahl von Modellen militärischer Ausrüstung führen, aber nicht unbedingt zu einer geringeren Anzahl nationaler Varianten derselben Ausrüstung. Zudem könnte ein solcher Ansatz die Zahl industrieller Alternativen und den Wettbewerb einschränken, was wiederum Innovationen bremsen könnte.

"Überlegungen zur Versorgungssicherheit würden es auch schwierig machen, das Modell von Ländern zu akzeptieren, die keine solchen 'Best-Athlete'-Modelle haben. Im Falle europäischer Hauptstädte wie Warschau, die in die Weiterentwicklung ihrer nationalen Verteidigungsindustrie investieren, könnte es einen starken Widerstand gegen das Modell geben, da es die Verwirklichung ihrer eigenen nationalen Ambitionen verhindern könnte", so Sabatino.

Polen kauft einen Großteil seiner teuren militärischen Ausrüstung in den USA und Südkorea. Anfang dieses Monats gab das Land bekannt, dass es weitere 180 Panzer im Wert von über 6 Milliarden Euro von Südkorea kaufen wird.

Äußerst komplexe Arbeit

Es ist derzeit unklar, ob der Ansatz von Frankreich und Deutschland auch größere paneuropäische Initiativen und Programme wie den Eurofighter oder MBDA – ein Gemeinschaftsunternehmen französischer, britischer und italienischer Firmen für Raketen- und Waffensysteme – umfassen wird.

Beim Treffen auf dem deutsch-französischen Rat für Sicherheit und Verteidigung geht es um gemeinsame Verteidigungsprojekte, darunter u.a. das Future Combat Air System (FCAS), ein Kampfjet, und das Main Ground Combat System (MGCS), ein Kampfpanzer.

Das Future Combat Air System steht jedoch im Mittelpunkt eines Konflikts. Das französische Unternehmen Dassault verlangt, 80 % der Arbeiten am Projekt zu übernehmen.

Jacob Ross, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, erklärt gegenüber Euronews, dass Teile der Industrie und Interessengruppen in beiden Ländern das Projekt blockieren wollten, um nationale Alternativen voranzutreiben.

Ein Arbeiter platziert eine polnische Flagge auf dem südkoreanischen Panzer Black Panther K2 im Hafen der polnischen Marine in Gdynia, Polen, 6. Dezember 2022.
Ein Arbeiter platziert eine polnische Flagge auf dem südkoreanischen Panzer Black Panther K2 im Hafen der polnischen Marine in Gdynia, Polen, 6. Dezember 2022. AP Photo/Michal Dyjuk

"Es besteht ein großer Druck auf Merz, Macron und ihre jeweiligen Verteidigungsminister, eine Lösung für den anhaltenden Konflikt um das FCAS zu finden. Sollte das Projekt scheitern, wäre das ein fatales Signal für die deutsch-französische Führungsrolle in Europa im Bereich der industriellen Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich", fügte er hinzu.

Für die erfolgreiche Einführung eines "Best-Athlete"-Modells in anderen EU-Staaten sei eine einheitliche Position auf politischer und industrieller Ebene nötig. Ross merkt an, dass dies momentan nicht gegeben sei, da die Industrien der beiden Länder zu unterschiedlich ausgerichtet seien und Deutschland traditionell amerikanische Produkte kaufe, die im eigenen Land nicht produziert werden.

Frankreich hat bereits betont, dass die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Beschaffungspolitik "äußerst komplex" sei. Letztlich gehe es darum, die Anzahl der Waffensysteme in Europa zu reduzieren, deren Nutzung zu vereinheitlichen und sie in Europa herzustellen – ohne die nationale Souveränität oder die Robustheit der Produktionskapazitäten zu gefährden. Dies sei eine schwierige Aufgabe.


Today

„Wir haben viel zu tun“: Vučić betont, dass die EU-Mitgliedschaft Serbiens entscheidend bleibt
• 3:01 PM
17 min
Der serbische Präsident erklärte gegenüber Euronews, sein Land stehe vor großen Herausforderungen: „Wir haben viel zu tun“, sagte er mit Blick auf die Protestforderungen, die Vorbereitungen für die Expo 2027 und die laufenden EU-Beitrittsverhandlungen.<di
Read the article
Faktencheck zu Trumps Aussage: Warum Russland zu Beginn des Angriffskriegs in Kyjiw gescheitert ist
• 2:44 PM
7 min
Nach Ansicht des US-Präsidenten hätten die russischen Truppen die ukrainische Hauptstadt im Februar 2022 innerhalb weniger Stunden erobert, wenn sie "die Autobahn genommen" hätten. Stimmt das?<div class="small-12 column text-center article__button"><a hre
Read the article
Wie groß ist die finanzielle Belastung für Menschen mit Behinderung in Europa?
• 2:00 PM
2 min
Fast ein Viertel der Menschen mit Behinderung in der EU sieht sich mit finanziellen Problemen konfrontiert. Besonders hoch ist die Belastung in Griechenland und Bulgarien, während Luxemburg, Deutschland, die Niederlande und Finnland vergleichsweise gut ab
Read the article
Ukraine drängt auf EU-Beitrittsgespräche – Antikorruptionsbehörden betonen Bedeutung für Unabhängigkeit
• 11:42 AM
3 min
Vertrauliche Quellen haben gegenüber Euronews berichtet: Ukrainische Antikorruptionsbehörden haben der EU-Kommission erklärt, dass die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen ihre Unabhängigkeit vor politischen Eingriffen stärken würde.<div class="small-12 co
Read the article
Russische Angriffe in Kyjiw: EU-Gebäude schwer beschädigt
• 9:37 AM
2 min
Ein Gebäude der EU-Vertretung in Kyjiw ist durch schwere russische Angriffe in der Hauptstadt schwer beschädigt worden. EU-Vertreter melden sich zu Wort.<div class="small-12 column text-center article__button"><a href="https://de.euronews.com/my-europe/20
Read the article
"Best-Athlete"-Modell: Frankreich und Deutschland wollen EU-Waffenproduktion bündeln
• 9:09 AM
9 min
Mit dem „Best-Athlete“-Modell wollen Frankreich und Deutschland die Waffenproduktion in der EU bündeln: Nur die leistungsstärksten Unternehmen sollen pro Kategorie liefern. Ziel ist es, die Anzahl der verschiedenen Systeme zu senken und die Produktion in
Read the article
Moldau und die EU: Europa sendet ein klares Signal
• 8:31 AM
4 min
Rund einen Monat vor den Parlamentswahlen haben Macron, Merz und Tusk Moldau besucht und die Unterstützung der EU für den pro-europäischen Kurs des Landes bekräftigt. Gemeinsam mit Präsidentin Maia Sandu warnten sie vor russischer Einflussnahme und bekräf
Read the article
"Verrat": Europäische Fußballspiele im Ausland? Das geht für EU-Sport-Kommissar gar nicht
• 6:45 AM
5 min
Die Austragung regulärer europäischer Fußballspiele außerhalb Europas ist nach Ansicht des lebenslangen Fußballfans, EU-Kommissar Glenn Micallef ein "Verrat".<div class="small-12 column text-center article__button"><a href="https://de.euronews.com/2025/08
Read the article
Mindestens 14 Tote und Dutzende Verletzte bei Angriff auf Kyjiw
• 6:33 AM
4 min
Nach Angaben der örtlichen Behörden waren über 20 Ziele in der Hauptstadt von dem Anschlag betroffen. Rettungsteams waren vor Ort, um die unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen zu bergen.<div class="small-12 column text-center article__button"><a hr
Read the article
Ungarn verklagt EU-Rat wegen Ukraine-Hilfen
• 6:14 AM
2 min
Die Europäische Friedensfazilität, die unter der Schirmherrschaft des Rates steht, hat Kyjiw während des Krieges in der Ukraine bis Februar 2022 mehr als 11 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld stammt teils aus beschlagnahmten Geldern der russ
Read the article
Welche EU-Länder sind führend beim Anbau von Obst und Gemüse?
• 5:30 AM
4 min
Der größte Teil der Obst- und Gemüseernte in der EU entfällt auf eine Handvoll Länder. Welche Staaten sind die größten Erzeuger?<div class="small-12 column text-center article__button"><a href="https://de.euronews.com/my-europe/2025/08/28/eu-anbau-obst-un
Read the article
Faktencheck: Hat die Ukraine im Krieg 1,7 Millionen Soldaten verloren?
• 4:56 AM
6 min
Russische Hacker behaupten, Beweise dafür zu haben, dass die Ukraine seit Beginn von Russlands Angriffskrieg 1,7 Millionen Soldaten verloren hat. Was steckt dahinter?<div class="small-12 column text-center article__button"><a href="https://de.euronews.com
Read the article
Wegen Angriff auf EU-Gebäude in Kyjiw: EU lädt russische Gesandte vor
• 12:22 AM
4 min
"Keine diplomatische Mission sollte jemals ein Ziel sein", sagte die Hohe Vertreterin Kaja Kallas als Reaktion auf Russlands jüngste Drohnen- und Raketenangriffe.<div class="small-12 column text-center article__button"><a href="https://de.euronews.com/my-
Read the article