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Bürgerkrieg im Sudan: Außenministerin Baerbock sagt Millionenhilfe zu

• Apr 15, 2025, 7:02 PM
13 min de lecture
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Vor genau zwei Jahren hat im Sudan ein Bürgerkrieg begonnen. Das Land im Osten Afrikas am Roten Meer befindet sich im Ausnahmezustand: Zehntausende Menschen wurden getötet, 14 Millionen Bürger vertrieben und Menschen in großen Teilen des Landes leben in Hungersnot.

Nachdem das sudanesische Militär im laufenden Jahr die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum und umliegende Gebiete zuürckgewinnen konnte, sind etwa 400.000 Menschen in ihre Heimatstädte zurückgekehrt. Einer von ihnen ist Abdel-Raham Tajel-Ser.

Er ist Vater von drei Kindern und kehrte im Februar nach 22 Monaten der Vertreibung in sein Viertel in Omdurman zurück. Die Stadt grenzt direkt an Khartum. "Es war ein Traum", sagte er über die Rückkehr, bei der er sein Haus schwer beschädigt und geplündert vorgefunden habe. Die paramilitärische Miliz hatte sein Haus besetzt.

Ein Mann räumt Trümmer vor seinem Haus in Khartum zusammen. Sudan.
Ein Mann räumt Trümmer vor seinem Haus in Khartum zusammen. Sudan. AP Photo

Der 46-jährige Beamte sagte, sein Leben hier im weitgehend zerstörten Viertel, in dem es fast keinen Strom und keine Kommunikation gibt, sei trotzdem "viel besser als das Leben als Flüchtling oder Vertriebener".

Die UN nennt die aktuelle Situation im Sudan die schlimmste humanitäre Krise der Welt.

Auslöser für den Krieg im Sudan

Zwei Parteien sind maßgeblich am Krieg beteiligt: Armeechef und De-Facto-Staatsoberhaupt Abdel Fattah al-Burhan sowie Milizenführer Mohammed Hamdan Dagalo der sogenannten Rapid Support Forces (RSF-Miliz) beanspruchen jeweils die Macht über das Land für sich.

Die beiden waren einst Verbündete bei der Unterdrückung der sudanesischen Bewegung für Demokratie und zivile Herrschaft, haben sich aber im Kampf um die Macht gegeneinander gewandt. Beide Seiten wurden beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Am 15. April 2023 eskalierten bereits länger anhaltende Spannungen zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Organisation Rapid Support Forces (RSF) zu einem Krieg. Die ersten Kämpfe brachen in der Hauptstadt Khartum aus und weiteten sich über das gesamte Land hinweg aus. Mindestens 20.000 Menschen wurden dabei getötet.

Sudanesisches Militär hat Hauptstadt Khartum zurückerobert

Zu Beginn des Jahres konnte das sudanesische Militär die Kontrolle über die Hauptstadt von der RSF zurückgewinnen. Dies gilt als wichtiger symbolischer Sieg. Experten zufolge konnte die RSF jedoch die von ihr weiterhin kontrollierten Gebiete festigen - einen großen Teil des West- und Südsudans, einschließlich der Regionen Darfur und Kordofan. Das Militär hält einen Großteil des Nordens, des Ostens und des Zentrums.

Bei einem Angriff am vergangenen Freitag und Samstag wurden bei heftigen Kämpfen in Darfur mehr als 300 Zivilisten getötet, so die Vereinten Nationen (UN). Damit habe der Kreig jedoch nur eine neue Phase erreicht, die mit einer De-Facto-Teilung des Landes enden könnte.

Sudanesische Familien warten bei einer Schule in Omdurman, Sudan. 23. März 2025.
Sudanesische Familien warten bei einer Schule in Omdurman, Sudan. 23. März 2025. AP Photo

Nach Angaben der UN-Migrationsbehörde gelang es etwa 400.000 Menschen, in ihre Heimatstädte in den vom Militär zurückeroberten Gebieten um Khartum und in der nahe gelegenen Provinz Gezira zurückzukehren.

Multiple Krisen: Hungersnot, Flucht, Wirtschaftseinbruch

Mehr als vier Millionen Menschen sind in Nachbarländer wie den Tschad und Ägypten geflohen, 13 Millionen mussten aus ihren Häusern fliehen. Nach Angaben des Welternährungsprogramms leiden fast 25 Millionen Menschen unter extremem Hunger - das ist fast die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung.

Der Sudan wurde in den vergangenen zwei Jahren von mehreren Ausbrüchen von Cholera, Malaria und Dengue-Fieber heimgesucht. Der jüngste Choleraausbruch im März forderte das Leben von rund 100 Menschen. Weitere 2.700 Menschen seien erkrankt gewesen, so das Gesundheitsministerium.

Nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) ist das BIP um 40 Prozent gesunken. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt habe sich verschlechtert, die Zahl der Vollzeitbeschäftigten halbiert. Fast 20 Prozent der städtischen Haushalte gaben an, dass sie über keinerlei Einkommen verfügen.

Die Hilfsorganisation Oxfam erklärte, die humanitäre Katastrophe drohe zu einer regionalen Krise zu werden, da die Kämpfe auf die Nachbarländer übergreifen würden. Die Ankunft der Flüchtlinge habe den Druck auf ohnehin knappe Ressourcen im Südsudan erhöht, "was die lokalen Spannungen verschärft und den zerbrechlichen Frieden bedroht."

Mehr Einfluss haben regionale Kräfte wie Ägypten, das seit langem Beziehungen zur sudanesischen Armee unterhält, und die Vereinigten Arabischen Emirate, die beschuldigt werden, die RSF zu bewaffnen. Die VAE haben dies trotz gegenteiliger Beweise bestritten. Die sudanesische Armee erhält nach Angaben der International Crisis Group (ICG) politische Unterstützung und Waffenlieferungen von mehreren arabischen Staaten.

Internationale Sudan-Konferenz in London für Hilfsgelder

Großbritannien und die Europäische Union sagten am Dienstag Hunderte Millionen Dollar zu, um das Leid im Sudan zu lindern/für Hilfsmaßnahmen. Die eintägige Konferenz in London wurde von der Afrikanischen Union, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und der EU gegeben.

Der britische Außenminister David Lammy kündige 120 Millionen Pfund (140 Millionen Euro) an britischen Mitteln an, um 650.000 Menschen im Sudan mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Er sagte, das größte Hindernis für den Frieden sei der fehlende politische Wille. „Wir müssen die Kriegsparteien davon überzeugen, die Zivilbevölkerung zu schützen, Hilfe ins Land zu lassen und den Frieden an die erste Stelle zu setzen“, sagte Lammy.

Der britische Außenminister David Lammy, zweiter von links, spricht auf der Londoner Sudan-Konferenz. 15. April 2025.
Der britische Außenminister David Lammy, zweiter von links, spricht auf der Londoner Sudan-Konferenz. 15. April 2025. AP Photo

Im Februar hat das Vereinigte Königreich seinen Entwicklungshilfeetat von 0,5 % des Bruttoinlandsprodukts auf 0,3 % gekürzt, um eine Erhöhung der Militärausgaben zu finanzieren. Premierminister Keir Starmer erklärte, dass der Sudan neben der Ukraine und dem Gazastreifen weiterhin Priorität für die britische Hilfe haben wird.

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sagten für das kommende Jahr 522 Millionen Euro an Hilfe zu. Deutschland stellt 125 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zur Verfügung, damit internationale und örtliche Hilfsorganisationen dringend benötigte Nahrung und Medizin zu den Menschen bringen können.

An der Konferenz nahmen Vertreter westlicher Staaten, internationaler Institutionen sowie Nachbarländer teil, jedoch niemand aus dem Sudan. Weder das sudanesische Militär noch die rivalisierenden Paramilitärs waren eingeladen. Das wurde von der sudanesischen Regierung auch kritisiert.

Außenministerin Baerbock: "Dieser Krieg muss aufhören"

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte auf der Konferenz, dass „keine noch so große humanitäre Hilfe ausreichen wird, wenn dieser Krieg weitergeht“. Die Konfliktparteien würden nur durch gemeinsamen internationalen Druck endlich an den Verhandlungstisch kommen, erklärte Baerbock. "Dieser Krieg muss aufhören."

Außenministerin Annalena Baerbock bei der Londoner Konferenz gegen den Bürgerkrieg im Sudan. 15.04.2025.
Außenministerin Annalena Baerbock bei der Londoner Konferenz gegen den Bürgerkrieg im Sudan. 15.04.2025. AP Photo

"Wie können wir die größte humanitäre Krise der Welt vergessen? Die 30 Millionen, die nicht ohne humanitäre Hilfe überleben können? Die furchtbaren Berichte von Frauen und Kindern, die vergewaltigt werden?", sagte sie zum Auftakt der Londoner Konferenz.

Die Außenministerin kritisierte außerdem die Unterstützung der Konfliktparteien von außen. "Wer versucht, durch militärische oder finanzielle Unterstützung Macht oder Einfluss im Sudan zu gewinnen, gießt Öl ins Feuer des Konflikts", sagte sie.