Trump-Zölle-Chaos: So schützen Sie Ihr Vermögen

Die Märkte haben stark reagiert, als US-Präsident Donald Trump Zölle gegen den größten Teil der Welt verhängt hatte. Sie befanden sich im freien Fall.
Am zweiten April, dem sogenannten "Liberation Day" (Tag der Befreiung), kündigte Trump weitreichende Zölle auf Importe an. Daraufhin ist die Börse in den USA und in Asien eingebrochen. Nachdem der US-Präsident die Zölle für 90 Tage ausgesetzt hatte, erholten sich die Kurse leicht und sind seither extrem volatil.
Nach der Ankündigung der Zölle wurden am Aktienmarkt Billionenbeträge vernichtet. Die größten Verlierer waren zweifellos die Milliardäre. Sie mussten Milliardenverluste hinnehmen. Darunter Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk, Amazon-Chef Jeff Bezos und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Es betrifft aber auch jede Person, die Geld in ETFs oder in Aktien investiert hat, um sich beispielsweise auf die Rente vorzubereiten. Falls Sie zu diesen Personen zählen und nun rote Zahlen sehen, kommen hier Tipps für den Umgang mit Trumps Zöllen.
Euronews hat mit Christian Nolting, Global Chief Investment Officer des Private Bankings der Deutschen Bank und Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck gesprochen.
1) Mit dem Verkauf von Aktien und Anteilen noch warten
Nolting und Greil sind sich einig, dass es sich lohnt, erst einmal an dem festzuhalten, was man ohnehin hat. Nolting rät von impulsiven Verkäufen ab. "Zum einen folgen auf die schlechtesten Börsentage oft die besten, und diese zu verpassen, ist für die langfristige Performance sehr kostspielig."
"Aber auch wenn der beste Treiber für positive Aktienmarktrenditen darin besteht, investiert zu bleiben, sollte man nicht vergessen, welche Rolle die Absicherung und die strategische Vermögensallokation bei der Unterstützung zukünftiger Portfoliogewinne spielen", fügt Nolting hinzu.
Greil empfiehlt, generell investiert zu bleiben, aber zu prüfen, ob einzelne Sektoren, in die man investiert hat, übermäßige Risiken bergen. Bleiben Sie auf dem Laufenden über die Situation auf den Märkten und wenden Sie sich bei Bedarf an einen Finanzberater.
Aktien, die von Zöllen betroffen sind, haben am meisten gelitten, sagte Greil weiter. Das kann sich allerdings sehr schnell ändern.
"Im Technologiesektor haben wir gesehen, wie schnell Aktien fallen und sich dann wieder erholen können. Ich denke, dass sich die Volatilität derzeit von einem Sektor zum anderen verlagern kann, und aus diesem Grund sollte man vorsichtig sein, bis sich die Lage stabilisiert hat", sagt er.
Viele Menschen sind mit Trumps Zollpolitik unzufrieden. Dieser X-Nutzer nannte seine Zölle "albern".
2) Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Investieren?
Einige Anleger wollen die Marktvolatilität ausnutzen, indem sie während der Talfahrt - sogenannten Dips - der Aktien einkaufen, d. h. investieren, solange die Preise niedrig sind. Da niemand sagen kann, ob die Märkte sich erholen oder weiter fallen werden, bleibt dies riskant.
Laut Nolting haben sich die Märkte zwar seit Anfang April deutlich erholt, aber "es ist unwahrscheinlich, dass sie sich in den kommenden Wochen nachhaltig über ihren vorherigen Niveaus bewegen werden", insbesondere angesichts der drohenden Auswirkungen höherer Zölle auf die Unternehmen.
Die anhaltenden Veränderungen in der US-Politik sorgen weiterhin für Unsicherheit bei Anlegern und Märkten. Anleger sind beim Kauf von Aktien und Anteilen vorsichtig geworden. Dies bedeutet, dass sie eher liquide Mittel wie etwa Bargeld bevorzugen, solange die Instabilität anhält.
Es gibt jedoch "immer noch Gründe, die für einen Kauf der Dips sprechen, insbesondere für langfristige Anleger in säkularen Wachstumswerten", sagt Nolting.
Greil hingegen empfiehlt, vorerst vorsichtig zu bleiben: "Die Situation ist sehr unsicher, und wir sehen ständig neue Ankündigungen der US-Regierung. Aufgrund dieser Ungewissheit sollten die Menschen meiner Meinung nach abwarten, bis sich die Lage stabilisiert", sagt er.
3) Sollten Sie Ihre Ersparnisse lieber in bar aufbewahren, als Aktien zu kaufen?
Die Deutsche Bank betont, dass sie derzeit keine Krise auf dem Aktienmarkt sieht. Nolting sagt, dass es keine schlechte Idee ist, Bargeld auf einem Bankkonto zu halten, damit die Menschen flexibel bleiben.
"In einem Portfoliokontext könnten Anlagen wie Gold, der Schweizer Franken und der japanische Yen jedoch längerfristig sinnvoller sein, ebenso wie eine Umschichtung des Aktienengagements in defensivere Sektoren", sagt er. Er empfiehlt auch sogenanntes Hedging als "wichtiges Merkmal, das man für die Sicherheit des Portfolios in Betracht ziehen sollte".
Hedging ist eine fortschrittliche Anlagetechnik, bei der Anleger sicherere Investitionen tätigen, z. B. in Futures oder Optionen, um das Risiko auszugleichen, mit risikoreicheren Wetten zu viel zu verlieren. Dies senkt zwar das Risiko, kann aber auch die potenziellen Gewinne verringern.
Greil sagt, dass der Zugang zu Bargeld auf Bankkonten "sicherlich eine gute Idee" ist, empfiehlt aber auch vielfältige Investitionen, zum Beispiel in Gold und sichere europäische Staatsanleihen.
Er betont, dass die Menschen ein breit gefächertes Portfolio haben sollten und nicht nur Bargeld halten sollten. Das bedeutet, dass man etwas Bargeld, einige Aktien und Anteile sowie Investitionen in sicherere, weniger volatile Anlagen wie Gold und Staatsanleihen haben sollte, um die Risiken zu minimieren.
4) Sollte man wegen einer Rezession besorgt sein?
Sowohl Nolting als auch Greil sagen, dass das Risiko einer Rezession aufgrund höherer Zölle und Marktunsicherheit zwar gestiegen ist, sie geraten aber noch nicht in Panik.
Nolting ist der Meinung, dass eine Rezession in den USA vermieden werden kann, wenn die Unsicherheit aufhört und nachhaltige Handelsabkommen geschlossen werden. Allerdings werde Deutschland "durch seine hohe Exportabhängigkeit nicht geholfen".
Er fügt hinzu, dass für die Eurozone ein geringes, aber positives BIP-Wachstum in den Jahren 2025 und 2026 möglich ist.
Laut Greil ist Merck Finck der Meinung, dass eine globale Rezession zwar wahrscheinlicher geworden, aber "nicht unser Basisszenario ist."
"Dafür müssten die Zölle länger bestehen bleiben, und es müsste absehbar sein, dass sie langfristig bestehen bleiben werden. Im Moment ist es noch zu früh, das zu sagen. Wenn die Zölle schnell wieder abgeschafft werden, um die Wirtschaft nicht zu sehr zu schädigen, könnte unserer Meinung nach eine Rezession vermieden werden", sagt Greil.
Allgemeine Investitionsentscheidungen sind vom Risikoprofil des Einzelnen und seinem Anlagehorizont abhängig. Euronews spricht keine allgemeinen Empfehlungen aus.
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