Wer bringt in Europa die Ostereier? Nicht überall ist es der Osterhase

Die christliche Tradition Ostern beendet in Deutschland eine vierzigtägige Fastenzeit. Es geht darum, die Auferstehung von Jesus Christus zu feiern. Ostern ist das wichtigste Fest der Christen. Dennoch ist es für viele das Fest der Schokohasen und bunten Eier.
Doch nicht überall bringt der Osterhase die Eier vorbei, die Kinder dann meist im Garten unter der Hecke oder in kleinen Körbchen hinter Blumentöpfen versteckt suchen. Die Traditionen in ganz Europa sind unterschiedlich.
Der Osterhase kommt aus Deutschland
Der Osterhase geht auf eine alte deutsche Tradition zurück, so Troy Bickham, Professor für Geschichte und Direktor am Glasscock Center for Humanities Research an der Texas A&M University. Die Tradition beziehe sich auf die Frühlingsgöttin.
"Eine der Legenden, die sich um sie ranken, besagt, dass sie einen kleinen Vogel, der in einem Ast feststeckte, rettete, indem sie ihn in einen Hasen verwandelte, und dass dieser Hase weiterhin Eier legte. Und da sie keine Verwendung für diese Eier hatte, verschenkte sie sie einfach", so Bickham. Im Laufe der Zeit wurden die Ostereier immer mehr verziert und verschenkt.
Durch starke deutsche Migrationsbewegungen im 19. Jahrhundert verbreitete sich auch die Legende. Mit dem Protestantismus hat sich der Osterhase über die USA, das Vereinigte Königreich und ganz Mitteleuropa bis ins Elsass und die Mosel ausgebreitet.
Heute sei "Ostern nach Halloween der zweitwichtigste Grund für den Kauf von Süßigkeiten", sage Bickham. Neben den Eiern von Hühnern wird nun Schokolade in Form von Eiern und Hasen sowie andere Süßigkeiten verkauft. Die deutsche Süßwarenindustrie hat zum Osterfest 2025 insgesamt rund 228 Millionen Schokoladen-Osterhasen hergestellt, bestätigte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. (BDSI).
In Frankreich bringen fliegende Glocken die Ostereier
Frankreich hat mehr als 36.000 Kirchtürme und noch mehr Glocken, die darin hängen. In weiten Teilen Frankreichs sind es auch die Glocken, die die Ostereier bringen. Damit sind die Franzosen nicht alleine – auch in den Niederlanden und in Belgien (Paasklokken) sind es die klingenden Metallschirme der Kirchtürme.
Während der Osterfeiertage legt sich drei Tage lang eine besondere Stille übers Land. Die Glocken sind unterwegs, um die Ostereier aus Rom zu holen und zurück in die Heimat zu bringen. „Gemäß der liturgischen Tradition schweigen die Glocken von Gründonnerstagabend bis Karsamstagabend", erklärte der Historiker und Folklorist Gérard Leser der französischen Zeitung Le Monde. „Das ist das österliche Triduum, die drei Tage, die das Leiden und den Tod Christi vor seiner Auferstehung markieren."
Die Glocken würden also die kurze Zeit der technischen Arbeitslosigkeit nutzen, um ihren Glockenturm zu verlassen und nach Rom zu fliegen. Dort würden sie, je nach Legende, den Segen des Papstes erhalten oder wieder eingeschmolzen werden, bevor sie mit Eiern und Geschenken beladen in die Gärten und Häuser zurückkehren. Dort suchen die Kinder dann am Sonntagmorgen nach den Eiern.
Hase als Symbol der Fruchtbarkeit und Auferstehung
"Im Elsass sagen wir hàs, das heißt Osterhase. Die Schweizer sagen Hase. Im Englischen spricht man von Easter Bunny", so der Historiker Leser. Die australische Version der Geschichte ersetzt den Hasen durch einen Bilby - ein Beuteltier mit hasenähnlichen Ohren.
Das Kaninchen steht dabei für Fruchtbarkeit und Auferstehung. Hasen sind unter den ersten Tieren, die nach dem kalten Winter im Frühling ihre Jungen bekommen.
Der Frankfurter Arzt Johannes Richter erwähnte erstmals den Osterhasen im Jahr 1682 in seiner Doktorarbeit. Darin beschrieb er einen Brauch, der bereits in der Pfalz, im Elsass, Westfalen sowie Bayern verbreitet war. Dieser Brauch besagte, dass ein Osterhase Eier legte und sie in den Gärten versteckte, wo Kinder sie suchen konnten. Es war jedoch auch damals schon klar, dass es sich nur um eine Fabel handelte, die man Kindern erzählte.
Warum werden immer Eier gebracht?
Die Glocken hörten zwar über die Osterfeiertage auf zu läuten, aber die Hühner hörten nicht auf, Eier zu legen. Eier sind ein Symbol der Erneuerung, der Fruchtbarkeit und des Lebens. „Seit dem 12. Jahrhundert sind Eier Teil der Osterliturgie“, erklärte Gérard Leser.
Vielleicht auch, so der Historiker, weil es früher verboten war, während der vierzigtägigen Fastenzeit bis zum Ostersonntag Eier zu essen. Vermutlich hat sich im 17. Jahrhundert im Elsass der Brauch entwickelt, die Eier zu suchen. Zunächst nur bei den Protestanten, später dann auch bei den Katholiken.
Orthodoxe Ostern bei den Sorben
Die Tradition des Ostereier-Bemalen ist Teil der Kultur der slawisch-sprachigen sorbischen Minderheit in Deutschland. Derzeit leben etwa 60.000 Sorben in Deutschland, verteilt auf die Bundesländer Sachsen und Brandenburg nahe der polnischen Grenze. Anke Hanusch führt den Brauch, den es seit dem Mittelalter gibt, seit Jahren fort. Sie taucht ihr Werkzeug in dunkelblaues Wachs und tupft es präzise auf ein gelb gefärbtes Osterei in ihrer Hand.
Das filigrane Motiv bedeutet, dass das Ei letztlich ein Geschenk eines Paten an sein Patenkind sein wird, um ihm Fleiß und Arbeitsmoral zu verleihen.
Der deutsche Osterhase hat eine Postadresse
Seit 1982 gibt es in Deutschland auch ein Osterpostamt. Kinder können Briefe an den Osterhasen Hanni Hase schicken. Wer rechtzeitig eine Woche vor Karfreitag einen Brief nach Ostereistedt schickt, bekommt höchstwahrscheinlich eine Antwort.
Wichtig ist dafür natürlich auch, dass der Absender auf dem Brief steht. Im vergangenen Jahr wünschten sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in vielen der Briefe Frieden, berichtete Leiterin Doris Kröger über die Inhalte der Briefe. Oft gebe es aber auch die traditionellen Wünsche, wie Ostereier oder Kuscheltiere.
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