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Autoindustrie: Deutsche Politik ist schuld an der Krise

• Sep 9, 2025, 1:44 PM
10 min de lecture
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Der Start der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) in München ist gewaltig. Ein Feuerwerk an innovativen Automodellen wird mit Lichteffekten und Musik glanzvoll in Szene gesetzt. Doch der so glänzende Auftakt wird von der Krise der Branche überschattet.

Auf der einen Seite droht die starke Konkurrenz aus China, auf der anderen Seite machen die USA den deutschen Autoherstellern mit den 15-Prozent-Zöllen Druck.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reagiert auf die Situation mit einem scharfen Angriff auf das EU-weite Verbrenner-Verbot bis 2035. Auch der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz fordert mehr "Technologieoffenheit" anstatt "Regulierung und Ideologie".

Konkurrenz aus China, US-Zölle, Verbrenner-Verbot: Geht die deutsche Automobilindustrie daran kaputt? "Nein", sagt der Außenhandelsökonom Dr. Martin Braml, Autor von "Der Freihandel hat fertig".

Bei Euronews redet der Handelsexperte Klartext: Der Grund für die Misere ist ein anderer. Deutschland hat sich selbst "Steine in den Weg gelegt".

Doch wie kommt Deutschland aus der selbst geschaffenen Sackgasse wieder heraus?

Zunächst die Standortbedingungen verbessern, sagt Braml. Der Staat muss die Rahmenbedingungen festlegen. "Zu den allgemeinen Standortbedingungen gehören etwa die Lohnkosten, insbesondere die rasant steigenden Lohnnebenkosten wie die Sozialabgaben". Auch die Bürokratielast und die vielen Dokumentationspflichten für Unternehmen müssen abgebaut werden, sagt Braml zu Euronews. "Mit Lieferkettengesetzen haben wir den Unternehmen in den vergangenen Jahren letztlich Steine in den Weg gelegt. Da sollten wir ran".

" Wir brauchen neue Kraft mit mehr Wettbewerb statt Regulation und mehr Innovation statt Bürokratie", schreibt Söder auf X.
" Wir brauchen neue Kraft mit mehr Wettbewerb statt Regulation und mehr Innovation statt Bürokratie", schreibt Söder auf X. @Markus_Soeder, X

Ein weiteres Beispiel für eine destruktive Wirtschaftspolitik ist das Vorgehen beim Verbrennungsmotor. Bis 2035 soll es diesen in Neuwagen nicht mehr geben. Die damit angestrebte schnelle Bereinigung von CO₂ ist für Söder nicht realistisch. Ein Verbot gefährde Hunderttausende von Arbeitsplätzen.

Laut der Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY sank die Zahl der Jobs in der deutschen Automobilindustrie im Jahresvergleich um 6,7 Prozent. Innerhalb eines Jahres fielen um die 51.500 Stellen weg - der stärkste Beschäftigungsabbau in der gesamten Industriebranche.

Den Verbrennungsmotor bis 2035 zu verbieten, ist politisch unklug, findet auch Braml. Der Außenhandelsökonom verweist darauf, dass etwa die Hälfte der von Deutschland exportierten Fahrzeuge reine Verbrenner sind: "Die Gewinne der Autobauer werden nicht im Elektrobereich verdient". Auch die Klimapolitik sollte anders gesteuert werden: über die Preise. "Das ist dann ein marktlicher Prozess und kein ordnungsrechtlicher Eingriff. Ob Neuwagen dann 2033, 2035 oder 2037 ganz überwiegend Elektrofahrzeuge sind, das wird sich dann eben zeigen".

US-Zölle und Konkurrenz aus China sind nicht das Problem

Zusätzlich dazu sehen sich die deutschen Automobilhersteller mit US-Zöllen und der Konkurrenz aus China konfrontiert. "Das ist natürlich eine Herausforderung", sagt Braml. Ein möglicher Lösungsansatz wäre, Handelsbeziehungen mit anderen Ländern zu schließen.

Die EU-Kommission hat in den vergangenen 15 Jahren viele Handelsabkommen geschlossen: "mit Japan, Südkorea, mit Vietnam, Singapur und mit Australien", sagt Braml. Dennoch wurde es in den vergangenen Jahren immer schwieriger, mit anderen Handel zu betreiben. Doch woran liegt das?

"Weil wir missionarisches Sendungsbewusstsein haben, die Welt zu einem besseren Ort machen wollen und in Handelsverträgen versuchen, alles, was uns immer schon gestört hat, mitzuregeln", erklärt Braml.

Klimaschutz, Umweltschutz, Arbeitsschutzstandards und auch Tierschutzkapitel sind mittlerweile Bestandteil der Handelsverträge. Das sind alles "hehre Ziele", doch "wenn wir überall den Maßstab anlegen, den wir in Europa haben, handeln wir am Ende nur noch mit uns selbst", warnt der Außenhandelsökonom.

Bricht die starke Konkurrenz aus China die deutsche Autoindustrie?

Damit bekommen China und die USA einen Marktvorteil. Schon jetzt blicken viele deutsche Automobilhersteller mit Angst und Schrecken auf die atemberaubende Diversität der chinesischen Automobilhersteller im Bereich der Elektrofahrzeuge: Neben BYD findet eine Vielzahl an Marken wie Omoda, Gecko, GAC oder XPeng Platz auf der IAA in München.

Unsere Antwort auf den globalen Wettbewerb kann nur der Anspruch auf technologische Führung, auf „Made in Germany“ sein.
Unsere Antwort auf den globalen Wettbewerb kann nur der Anspruch auf technologische Führung, auf „Made in Germany“ sein. @bundeskanzler, X

Deutschland kann damit jetzt schon nicht mithalten. Doch Braml bezweifelt, ob die Verbraucher wirklich noch mehr Automodelle wollen. "Chinesische Autos sind weiterhin nicht sehr beliebt", sagt er. "Wohl nur jeder sechste Deutsche könnte sich vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen". "BYD hat vor kurzem übrigens auch die Produktion gedrosselt, weil der Absatz gerade auch in den neu erschlossenen Exportmärkten schwächelt", sagt Braml.

"Gleichzeitig sehen wir, dass wir auch in Deutschland sehr gute E-Autos bauen können. Deutschland hatte schon 2023 einen Handelsüberschuss von 22 Milliarden bei Elektroautos. Wir exportieren deutlich mehr Elektroautos, als wir importieren, sowohl in Stückzahl als auch wertmäßig", so der Außenhandelsökonom.

Doch wenn die deutsche Produktion der E-Autos so gut läuft, womit ist der rapide Beschäftigungsabbau dann zu erklären?

Weil ein E-Auto weniger komplex in der Herstellung ist, gibt es weniger Produktionsschritte. Wenn in Zukunft immer mehr Elektroautos gebaut werden, geht die industrielle Wertschöpfung in dem Sektor verloren. "Das heißt, es werden weniger Arbeitskräfte benötigt" - "Eine strukturelle Herausforderung", erklärt der Außenhandelsökonom.

"Die US-Zölle sind natürlich auch ein Problem", so Braml. Bislang konnten PKWs relativ günstig in die USA eingeführt werden, mit einem Zoll von 2,5 %. Doch nun gelten 15-Prozent-Zölle, während Zölle nach Europa auf Null sinken. "Am Ende kann es für Autobauer lohnender sein, die Produktion in die USA zu verlagern und von dort aus beide Märkte, Europa und die USA, zu bedienen", sagt Braml.

15 zu Null für die USA - hätte von der Leyen nicht besser verhandeln können?

Als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Zolldeal mit Trump schließt, sind die EU-Staaten, darunter Deutschland, schockiert: Die Verhandlungen gehen 15 zu Null für die USA aus. "Dieses Ergebnis spiegelt schon massiv die aktuellen Kräfteverhältnisse wider", sagt Braml. Dabei geht es um weitaus mehr als nur Handelspolitik. "Da hätte sich die EU nicht so unterbuttern lassen müssen" findet Braml.

Der Außenhandelsökonom verweist auf die Entschärfung des Zollkonflikts 2018. Damals hat die EU auf Trumps Zolleinführung auf Aluminium und Stahl mit „Stärke“ reagiert: "Wir hatten 2018 schon erste Sonderzölle unter Trump und damals hat die EU anders reagiert. Man hat Gegenzölle erhoben und den USA damit gezeigt, dass wir ihnen durch Gegenzölle auch wehtun können". Trump wurde daraufhin ganz "handzahm", meint Braml. Auch wenn der US-Präsident etwas anderes behauptete.

Doch nun herrschen andere Umstände. Vor den Toren Europas wütet der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Die Sicherheitsversprechen der USA stehen auf dem Spiel. "Dann ist tatsächlich so ein Deal besser als ein eskalierender Handelskrieg, der den Westen spaltet", findet Braml. Die Zollasymmetrie wird aber nicht langfristig Bestand haben. Sobald sich die Lage in der Ukraine ändert, wird Europa versuchen, neu zu verhandeln, sagt der Außenhandelsökonom. "Ich fürchte, für den Moment war es das Beste, was man kriegen konnte".


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