Vor Parlamentswahl 2026 in Ungarn: Regierungsnahe Gruppe kauft Zeitung "Blikk"
 
                        Die ungarische Nachrichten-Webseite und Zeitung "Blikk" wurde verkauft. Das Schweizer Medienhaus Ringier überlässt seine gesamte ungarische Mediensparte Ringier Hungary Kft. dem ungarischen Medienunternehmen Indamedia Network. Dieses gilt als regierungsnah.
Ringier Hungary Kft. ist unter anderem der Herausgeber der Boulevardzeitung "Blikk", aber auch "Kiskegyedet" und "Glamour" gewesen. Die Websites Profession und Sportal bleiben von der Vereinbarung unberührt.
Verkauf von Medienunternehmen: vorerst keine Umstrukturierung
Der Verkauf wurde den Mitarbeitern des Verlags am Freitag um 11 Uhr bekannt gegeben, berichtet das ungarische Nachrichtenportal Telex. Der CEO der Ringier-Muttergesellschaft, Marc Walder, sagte, die Übernahme sei von Indamedia initiiert worden. Er sei überzeugt, dass sich die Arbeit der Angestellten mit einem neuen Besitzer nicht ändern werde und sie ihre Aufgaben unabhängig erledigen könnten.
Nach Angaben von Telex wird Tibor Kovács als CEO an der Spitze der ehemaligen Ringier-Publikationen bleiben. Es sei nicht zu erwarten, dass der neue Eigentümer Änderungen in der Leitung der übernommenen Titel vornehmen wird.
Geplant ist eine Übergangszeit von sechs Monaten, bevor der neue Eigentümer entscheiden kann, ob er die Organisation umstrukturieren will.
Marc Walder sagte in der Medienmitteilung, dass er den Verkauf der ungarischen Standorte für eine sehr gute Lösung und eine strategische Entscheidung hält, die sich auf dieses Land beschränkt. Eigene Ressourcen könnten so besser auf die bestehenden Märkte in Europa und Afrika konzentriert werden.
Ringier Hungary Kft. ist einer der größten Akteure auf dem ungarischen Medienmarkt mit einem Umsatz von etwa 12,1 Milliarden Forint (31 Mio. Euro) im Jahr 2024 und 11,5 Milliarden Forint (29,6 Mio. Euro) im Jahr 2023. Das Unternehmen hat Gewinne von 545 Millionen Forint (1,4 Mio. Euro) im vergangenen Jahr und 791 Millionen Forint (2 Mio. Euro) im Jahr 2023 eingefahren.
Indamedia gilt als regierungsnah
Indamedia betreibt 18 Online-Publikationen und Plattformen und ist einer der größten Akteure auf dem ungarischen Medienmarkt. Die stärkste Marke der Gruppe ist das größte ungarische Medienportal "Index". Dieses gilt als der rechtsnationalen Regierung von Viktor Orbán nahestehend.
Auch "Blikk" gehört seit Jahren zu den meistgelesenen Online-Nachrichtenseiten. Im September 2025 war Blikk das viertmeistgelesene Portal, während Index das zweitmeistgelesene war. "Blikk" ist außerdem die meistgelesene Tageszeitung in Ungarn im Printformat.
Telex stellt fest, dass Miklós Vaszily, einer der Eigentümer von Index, auch CEO von TV2 und Mitglied des Digitalen Bürgerkreises von Regierungskommissar László György ist. Vaszily war bei der Personalversammlung vom Freitag, bei der der Verkauf von Ringier bekannt gegeben wurde, nicht anwesend.
Das Magazin HVG schrieb im Juni, dass Indamedia Network, das sich im Besitz von Miklós Vaszily und Gábor Ziegler befindet, im Jahr 2025 fast zwei Milliarden Forint (5 Mio. Euro) an Dividendenzahlungen von allen Tochtergesellschaften des Unternehmens (wie z.B. "Index") erhalten hat, die für die Entwicklung und Akquisitionen vorgesehen waren.
Wettbewerbsbehörde: Keine Bedenken
Als die Gruppe RTL vor einigen Jahren eine Beteiligung am Online-Geschäft von Central Media erwerben wollte, hatte die ungarische Wettbewerbsbehörde (Gazdasági Versenyhivatal) den Deal auf Empfehlung der Nationalen Medien- und Infokommunikationsbehörde (NMHH) nicht genehmigt. Dies wurde damit begründet, dass die Übernahme zu einer Konzentration des Nachrichtenmarktes geführt und eine ausgewogene Berichterstattung beeinträchigt hätte.
Im Falle des Ringier-Indamedia-Deals scheint es keine derartigen Hindernisse gegeben zu haben. In den vergangenen Jahren waren bereits zahlreiche unabhängige Medien des Landes mittels Unternehmensverkäufe auf eine regierungsnahe Linie gebracht worden.
Im kommenden Frühjahr finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Mit Oppositionsführer Péter Magyar und seiner TISZA-Partei dürfte dem seit 2010 regierenden Orbán laut Umfragen erstmals wieder ein ernst zu nehmender Herausforderer entgegenstehen.
Today
