"100 Namen auf Israels Todesliste": Wo sind Irans Atomwissenschaftler?

Aus Beamtenkreisen im Iran verlautete, dass die meisten Nuklearwissenschaftler, die die 12-tägigen Angriffe Israels im vergangenen Juni überlebt haben, ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben. Offenbar hat die Regierung die Forscher an geheimen Orten untergebracht.
Israel hat eine Liste von 100 iranischen Atomwissenschaftlern erstellt, die beobachtet würden. Das berichtet die britische Zeitung The Telegraph, die Einsicht in eine Liste mit 15 Namen bekommen habe.
Israel soll die Forscher vor die Auswahl gestellt haben, in ihrem Bereich weiterzuarbeiten und damit Ziel israelischer Angriffe zu sein, oder ihre Arbeit einzustellen.
Ein iranischer Beamter sagte gegenüber Telegraph: "Die meisten von ihnen leben nicht mehr in ihren Häusern. Sie wurden entweder in sichere Häuser in Teheran oder in den Norden des Landes gebracht. Diejenigen, die an Universitäten unterrichteten, wurden durch Leute ersetzt, die nichts mit dem Atomprogramm zu tun haben".
Mehr als 45 Tage nach dem Ende des 12-tägigen Krieges zwischen Israel und dem Iran besteht offenbar ein erhebliches Risiko weiterer Angriffe gegen iranische Nuklearwissenschaftler und Beamte.
Außerdem hat die Justiz der Islamischen Republik Iran Roozbeh Wadi hingerichtet. Er ist ein iranischer Nuklearwissenschaftler, der mit Israel zusammengearbeitet und Informationen über seine Kollegen weitergegeben haben soll, die dann durch israelische Angriffe ermordet wurden. Berichten zufolge hat Roozbeh Wadi in der Vergangenheit in einer der wichtigsten Nuklearanlagen des Iran gearbeitet hat.
Eine neue Generation von Wissenschaftlern ersetzt getötete Kollegen
Laut israelischen Experten ist eine neue Generation von Atomwissenschaftlern der Islamischen Republik Iran nun bereit, die Arbeit ihrer ermordeten Kollegen zu übernehmen. Diese Nuklearforscher, die derzeit rund um die Uhr unter strengen Sicherheitsmaßnahmen leben müssen, werden auch als "wandelnde Tote“ beschrieben.
Das iranische Nuklearforschungsprogramm ist Berichten zufolge so organisiert, dass jede Schlüsselperson mindestens einen Nachfolger hat. Sie arbeiten in Zweier- oder Dreiergruppen, um die Kontinuität der Arbeit im Falle eines Attentats und einer möglichen Eliminierung sicherzustellen.
Israelische Beamte glauben, dass die Organisation für Verteidigungsforschung und Innovation (SEPAND), die dem Verteidigungsministerium der Islamischen Republik Iran angegliedert ist, mit der Fortsetzung des iranischen Atomwaffenprogramms beauftragt ist.
Zu den Forschern gehören Spezialisten für Sprengstoffe und Neutronenphysik, berichtet der Telegraph unter Berufung auf israelische Beamte.
"Die übrigen Personen haben daran gearbeitet, die Meteor-3-Raketen so anzupassen, dass sie nukleare Sprengköpfe tragen und eine entscheidende Rolle dabei spielen sollen, dass der Iran eine Atomwaffe auf diesen Raketen stationieren kann“, sagte der israelische Geheimdienst- und Verteidigungsexperte Ronen Salomon.
Und er weist darauf hin, dass die iranische Infrastruktur für ballistische Raketen zu den Zielen der israelischen Angriffe vom Juni gehörte.
Laut israelischen Geheimdienstquellen ist das Wissen über das iranische Atomprogramm tief in den iranischen Universitäten verwurzelt. Aus diesem Grund habe Israel bei seinen Angriffen die SBU und die Imam-Hussein-Universität in Teheran ins Visier genommen, berichtete der Telegraph.
"Sie haben gesehen, was mit ihren Kollegen passiert ist"
Danny Sitrinovich, ehemaliger Leiter der iranischen strategischen Abteilung beim israelischen Militärgeheimdienst, sagte über iranische Nuklearwissenschaftler, die israelische Angriffe überlebt haben: "Sie haben gesehen, was mit ihren Kollegen passiert ist, und wie wir 2010 erfahren haben, als wir andere Wissenschaftler ermordeten, änderte das nichts an ihrer Einstellung zur Unterstützung des Regimes. Diejenigen, die bleiben, werden bei den iranischen Bemühungen um eine Atombombe an vorderster Front stehen und, wie Israel in der Vergangenheit gezeigt hat, automatisch zu Zielen Israels werden. Ich habe keinen Zweifel daran, dass jeder Wissenschaftler, der sich mit der Nuklearfrage befasst, entweder ermordet oder mit einem Attentat bedroht wird."
Der Iran hat die Struktur zum Schutz der Atomwissenschaftler unmittelbar nach den 12-tägigen Angriffen Israels wieder aufgebaut, und obwohl zuvor eine Einheit der IRGC, der Islamischen Revolutionsgarde, für ihren Schutz verantwortlich war, sind jetzt aus Sicherheitsgründen mehrere Institutionen gemeinsam mit dieser Aufgabe betraut, berichtet der Telegraph.
"Sie wurden alle gefragt, ob sie ihren Leibwächtern noch vertrauen", erklärt ein iranischer Beamter. "Einige sagten nein und bekamen neue Leibwächter."
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