"Alle sollten schwimmen dürfen": Nasser Protest gegen Spree-Badeverbot in Berlin

Auf der Spree in Berlin tummeln sich zu jeder Jahreszeit Ausflugsschiffe, die sich bei den Touristen großer Beliebtheit erfreuen. Viele wünschen sich allerdings, dass die Spree nicht nur für Boote, sondern auch für Schwimmer, die sich im kühlen Nass erfrischen wollen, zugänglich gemacht wird.
Die Organisation FlussBad Berlin fordert, dass die Berliner Wasserwege für Schwimmer und Menschen, die Zugang zum Wasser haben möchten, wieder geöffnet werden. Die Aktivisten sind der Meinung, dass das seit 100 Jahren bestehende Schwimm-Verbot in der Innenstadt überholt ist. Sie setzen sich seit fast zehn Jahren für die Aufhebung des Verbots ein und sind es leid, dass die lokalen Behörden sie immer nur vertrösten und nichts vorangeht.
Die Organisation, die vor fast zehn Jahren von den Brüdern Tim und Jan Edler gegründet wurde, möchte, dass bestimmte Abschnitte der Spree für Schwimmer geöffnet werden. Seit mehreren Jahren sammeln sie dafür regelmäßig Daten zur Wasserreinheit. Die Wasserqualität in Berlin hat sich laut ihrer Ergebnisse verbessert und ist nicht mehr mit der vor über hundert Jahren vergleichbar.
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben die beiden Gründer der Organisation zum zweiten Mal in diesem Jahr ein Protest-Schwimmen in der Spree organisiert. Katrin Androschin, Mitglied des Aufsichtsrats von FlussBadBerlin, sagt: "Wir sind heute hier, weil wir gegen das generelle Badeverbot in der Berliner Innenstadt protestieren. Und wir glauben, dass dieses Verbot aufgehoben werden muss. Es ist überholt, es ist längst überfällig und es ist wahrscheinlich nicht einmal mehr legal, das Baden hier zu verbieten."
Die Berlinerin Johanna sagte gegenüber Euronews: "Ich verfolge das Thema schon seit Jahrzehnten. Andere Länder und Städte haben es bereits geschafft. In Basel. In Paris. Ich würde sagen, Berlin. Los geht's. Kümmert euch darum."
Vor dem Protest-Schwimmen, dem zweiten in diesem Jahr, ließ die Organisation FlussBad Berlin die Wasserqualität überprüfen. Laut Androschin ist der Klimawandel ein weiteres schlagendes Argument: "Erstens ist es ein grundlegendes Menschenrecht, schwimmen zu gehen. Das mag seltsam klingen, aber wir alle sollten schwimmen dürfen. Zweitens erleben wir den Klimawandel und brauchen Gewässer wie dieses, um uns abzukühlen. Es handelt sich im Wesentlichen um eine sofortige klimapolitische Maßnahme, die sehr einfach umzusetzen ist." Unter den vielen Schwimmern, die sich frohgemut ins kühlende Nass stürzen sind auch Diana und Johanna. Sie meinen lachend: "Freiheit, ja. Ich wünsche Berlin Freiheit, im Zusammenhang mit dem Schwimmen."
Laut Angaben der Organisatoren und der Polizei demonstrierten über tausend Menschen im Trockenen in der Berliner Innenstadt und über siebenhundert Menschen gingen in der Spree schwimmen.
Es gibt bereits Pläne, einen Teil des Kanalnetzes als Badeanstalt zu nutzen. Die Eröffnung ist für 2026 geplant, doch viele sind skeptisch. Die Anlage soll in einem Bereich des Kanalnetzes gebaut werden, in dem keine Boote für Transport- oder Tourismuszwecke verkehren. Nach Angaben der Organisatoren der Demonstration und sogar einiger lokaler Politiker steckt das Projekt in der lokalen Bürokratie fest.
Die Stadt verweist auf Sicherheits- und Umweltprobleme. Sie führt Probleme wie den Bootstransport auf den Wasserwegen und die Wasserverschmutzung nach starken Regenfällen aufgrund der alten Überlaufkanalsysteme an, die unmittelbar nach starken Regenfällen zu einem Überlaufen von Abwasser in die Spree führen, sowie Müll und Gegenstände, die in den Wasserwegen liegen. All das müsse laut den staatlichen Behörden erst gelöst werden.
FlussBad Berlin ist der Meinung, dass die Investitionskosten die Vorteile für Einheimische und Gäste nicht überwiegen, die ihrer Meinung nach nicht nur in Bezug auf das Baden profitieren würden, sondern auch in Bezug auf den Respekt vor dem Wasser als grundlegende Einrichtung, die von allen genutzt und von allen respektiert werden kann.
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