Berliner "Mohrenstraße": Verwaltungsgericht stoppt vorläufig Umbenennung

Am kommenden Samstag sollte die Berliner Mohrenstraße zur Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt werden. Nachdem ein Anwohner einen Eilantrag gestellt hatte, wurde das Vorhaben vorläufig gestoppt.
Nun entschied das Berliner Verwaltungsgericht am Freitag, dass derzeit "kein ausreichendes öffentliches Interesse" für eine sofortige Umsetzung des Umbenennungsbeschlusses vorliege.
Zwar sei die Umbenennung rechtlich bereits geklärt, doch für eine sofortige Durchführung müsse das Bezirksamt ein besonderes öffentliches Interesse nachweisen.
Das sei aus Sicht des Gerichts jedoch nicht ausreichend geschehen.
Gegen den Beschluss kann nun Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden.
Warum soll die Straße umbenannt werden?
Geplant war, die Umbenennung der Straße passend zum Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung am 23. August vorzunehmen.
Begründet wurde der neue Straßenname damit, dass der Begriff "Mohr" von vielen Menschen als rassistisch empfunden wird. Im 2021 gefassten Beschluss des Bezirksamtes steht: "Nach heutigem Demokratieverständnis ist der bestehende rassistische Kern des Namens belastend und schadet dem nationalen und internationalen Ansehen Berlins."
Der neue Namensgeber, Anton Wilhelm Amo, war der erste bekannte afrikanischstämmige Philosoph, der an den deutschen Universitäten Wittenberg, Halle und Jena lehrte. Amo hatte verweisen seinerzeit eine Schrift unter dem Titel "Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa" veröffentlicht.
Die Anwohner, die gegen eine Namensänderung klagten (darunter auch der renommierte Historiker Götz Aly, der zum Nationalsozialismus forscht), argumentieren u.a., dass die alte Namensgebung nicht rassistisch gemeint gewesen sei.
Die Mohrenstraße im Zentrum Berlins trägt seit mehr als 300 Jahren diesen Namen. Zu DDR-Zeiten trug die Straße den Namen des ersten Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl. Nach der Wiedervereinigung wurde dieser Name wieder abgelegt und die Straße erhielt ihren ursprünglichen Namen zurück.
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