Seilbahn-Unglück in Lissabon: Deutscher Familienvater unter den Toten

In Lissabon ist die berühmte Glória-Standseilbahn - bekannt als Elevador da Glória - entgleist. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter an. Wie das Krankenhaus São José mitteilte, starben zwei der verletzten Personen in der Nacht zum Donnerstag. Damit sind aktuell 17 Tote und 22 Verletzte bekannt.
Auch ein deutscher Familienvater soll laut portugiesischen Medienberichten unter den Todesopfern sein. Er saß mit seiner Ehefrau und dem dreijährigen gemeinsamen Sohn in der verunglückten Gondel. Das Kleinkind befindet sich demnach in Obhut der Behörden, die Mutter sei in kritischem Zustand.
Darüber hinaus ist bisher bekannt, dass unter den Verletzten vier Portugiesen, zwei Spanier, ein Südkoreaner, ein Kapverdier, ein Kanadier, ein Italiener, ein Franzose, ein Schweizer und ein Marokkaner sind.
Nach Angaben der Feuerwehr entgleiste die Bahn und prallte gegen ein Gebäude.
Tragödie für Lissabon
Der Bürgermeister von Lissabon, Carlos Moedas, rief eine dreitägige Trauer aus. Er erklärte vor Ort gegenüber Reportern: "Dies war ein tragischer Unfall. Es ist eine Tragödie, wie wir sie noch nie erlebt haben."
Dramatische Szenen vom Unglücksort sind auf Videos zu sehen, die in den sozialen Netzwerken geteilt wurden.
Die Funicular da Glória – von den Einheimischen auch Elevador da Glória genannt – zählt zu den beliebtesten Attraktionen Lissabons. Die historische Standseilbahn verbindet den Platz Restauradores im Zentrum mit dem höher gelegenen Ausgehviertel Bairro Alto.
Die auf Schienen fahrende Seilbahn wurde 1885 in Betrieb genommen, um den beschwerlichen Aufstieg entlang der steilen Calçada da Glória zu erleichtern. Auf ihrer 265 Meter langen Strecke überwindet die Bahn rund 50 Höhenmeter. Dabei sind zwei Wagen durch ein Zugseil miteinander verbunden: Während einer bergab fährt, zieht er den anderen gleichzeitig bergauf.
Ein Tourist aus den Niederlanden teilte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie die beiden Bahnen normalerweise aneinander vorbeifahren.
Die Standseilbahn hat eine Kapazität von 40 Passagieren und befördert jährlich mehr als 3 Millionen Fahrgäste.
Der Alarm wurde kurz nach 18 Uhr ausgelöst. Unmittelbar vor der Avenida da Liberdade kippte der Wagen in einer leichten Kurve um und überschlug sich. Wie die Zeitung Público berichtet, hatte es bereits im Jahr 2018 eine Entgleisung auf derselben Strecke gegeben – damals jedoch ohne Verletzte.
Die Bahn sollte saniert werden. Nach Angaben der portugiesischen Nachrichtenseite "Eco" war die Ausschreibung für die Sanierung bereits seit dem 28. April im Gange. Vor kurzem jedoch wurde die Werkstattsuche wieder eingestellt. Der Grund: die Aufträge überstiegen das Budget.
"Wissen nicht, ob es ein Wartungsproblem war"
CARRIS, das Unternehmen, dem die Standseilbahn gehört, erklärte inzwischen, dass "alle Wartungsprotokolle eingehalten wurden".
In einer Stellungnahme gegenüber Journalisten versicherte Pedro de Brito Bogas, Präsident des Verwaltungsrats von Carris, dass auch die "täglichen Inspektionen" ordnungsgemäß durchgeführt würden. Seit einigen Jahren war eine externe Firma für die Wartung und die Kontrollen zuständig.
Gewerkschaftsvertreter hatten zuvor geäußert, dass Carris-Mitarbeiter wiederholt auf Wartungsdefizite bei den Aufzügen hingewiesen hätten. Dazu befragt, sagte Bogas: "Wir wissen nicht einmal, ob es sich um ein Wartungsproblem handelt, und ich werde diese Diskussion nicht weiter befeuern."
Bekundungen der Anteilnahme
Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa sprach den betroffenen Familien sein Mitgefühl aus.
Zahlreiche internationale Politiker erklärten ihre Anteilnahme. Die Vorsitzende des EU-Parlaments, Roberta Metsola, versicherte ihr Mitgefühl und die Solidarität aller Europäer.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekundete ihre Anteilnahme auf Portugiesisch. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterrres, sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus.
Die Ermittlungen zur Unglücksursache sind aufgenommen worden.
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