Droht ein neuer Atomstreit? Iran plant Wiederaufbau zerstörter Atomanlagen - trotz US-Warnung
Trotz der Warnungen von Donald Trump hat der Präsident des Iran, Massud Peseschkian, an diesem Sonntag erklärt, sein Land werde die von Israel und den USA bombardierten Atomanlagen wieder aufbauen. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor gedroht, dass er die iranischen Nuklearanlagen erneut angreifen werde, falls Teheran versuche, seine nuklearen Aktivitäten wieder aufzunehmen.
Die USA und Israel hatten im vergangenen Juni während des 12-tägigen Krieges Luftangriffe gegen die iranischen Nuklearanlagen geflogen, die laut Washington Teil des iranischen Atomwaffenprogramms waren. Teheran behauptet allerdings, dass sein Atomprogramm rein zivile Ziele verfolge.
Der iranische Präsident Peseschkian äußerte sich während eines Besuchs der iranischen Atomenergieorganisation.
Indirekt ging er auch auf die Warnungen ein - und schlug diese in den Wind: "Die Wissenschaft ist in den Köpfen unserer Wissenschaftler verankert, und es wird kein Problem mit der Zerstörung von Gebäuden und Fabriken geben; wir werden wieder bauen, und zwar mit noch mehr Elan.“
Dabei bestritt Massud Peseschkian erneut, dass das iranische Atomprogramm militärische Ziele habe. Er sagte: "All diese Programme dienen der Lösung der Probleme derMenschen, der Behandlung von Krankheiten und der Gesundheit der Gesellschaft."
Schon Monate vor dem 12-Tage-Krieg im Juni hatte Peseschkian im vergangenen Februar erklärt, wenn "der Feind" 100 Atomanlagen zerstöre, würden die "Kinder des Landes 1.000 wieder aufbauen".
Spannungen zwischen Teheran und Washington
Donald Trump hatte im Sommer und auch danach wiederholt erklärt, dass die iranischen Atomanlagen durch die US-Angriffe zerstört wurden. Bei seiner Reise nach lsrael und Ägypten, um ein Waffenstillstandsabkommen für Gaza zu unterzeichnen, behauptete der US-Präsident, dass "ohne die Bombardierung der iranischen Nuklearanlagen ein Waffenstillstand nicht möglich gewesen wäre“.
Das politische und geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik Iran Ali Chamenei reagierte scharf und bezeichnete Trumps Äußerungen als "falsch und schikanierend“.
Chamenei hatte zuvor fast einen Monat lang keine öffentliche Rede gehalten. Bei einer Veranstaltung der "Sporthelden und Sieger der Welt-Wissenschafts-Olympiaden" sagte der Religionsführer: "Denken Sie darüber nach. Was macht man, wenn ein Land eine Atomindustrie hat, sollte man nicht darüber streiten, was das mit den USA zu tun hat, ob der Iran Atomanlagen hat oder nicht?“
Während die Spannungen zwischen Teheran und Washington anhalten, drängen mehrere Staaten auf eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den beiden Ländern. Das Sultanat Oman, in dem zuletzt Gesprächsrunden zwischen Vertretern der USA und des Iran stattgefunden hatten, forderte am Samstag die Rückkehr zum Dialog. Die Sprecherin der iranischen Regierung, Fatemeh Mohajrani, bestätigte nur, dass das iranische Außenministerium diese Nachrichten erhalten habe.
IAEO: "Bewegungen bei den iranischen Nuklearanlagen"
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Rafael Grossi, sagte kürzlich gegenüber Associated Press, dass "Teheran offenbar nicht aktiv Uran anreichert“. Die IAEO habe aber „in letzter Zeit neue Bewegungen in den iranischen Nuklearanlagen beobachtet“.
„Dennoch befindet sich immer noch Kernmaterial, das zu 60 Prozent angereichert ist, im Iran. Das ist eines der Hauptthemen unserer Gespräche, denn wir müssen in der Lage sein, ihn erneut zu besuchen, um sicherzustellen, dass diese Materialien noch vorhanden sind und nicht für andere Zwecke verwendet wurden“. Diese Frage bezeichnete Grossi als sehr wichtiges Thema.
IAEO-Inspektoren haben offenbar Bewegungen in der Nähe von Orten beobachtet, an denen Uranvorräte aufbewahrt werden. Grosse betonte, dass sich seine Behörde in Ermangelung eines direkten Zugangs nur auf Satellitenbilder verlassen könne - Bilder, die aber nur begrenzte Informationen liefern.
Bau einer neuen Nuklearanlage tief in einem Berg
Das Center for Strategic and International Studies (CSIS), ein in Washington ansässiger Think Tank, meldete kürzlich in einem Bericht über den Stand des iranischen Atomprogramms, dass es auf der Grundlage neuester Satellitenbilder keine Anzeichen für eine Wiederaufnahme der Aktivitäten oder des Wiederaufbaus an den Standorten Fardu, Natanz und Isfahan gebe. Laut CSIS haben die US-Angriffe die Urananreicherung und -verarbeitung in diesen Anlagen verlangsamt oder gar gestoppt.
Dem Think Tank zufolge hat der Iran zwar die Aktivitäten an den ehemaligen Standorten eingestellt, aber den Bau einer Anlage tief im Berg Kolang Gazzla unweit von Natanz beschleunigt. Nach einem Brand 2020 in einer Zentrifugen-Anlage in Natanz hatte Ali Akbar Salehi als Chef der iranischen Atomenergieorganisation angekündigt, dass eine neue Anlage "im Herzen des Berges“ gebaut werde. Das Projekt soll im selben Jahr begonnen worden sein.
Laut einer Analyse der Satellitenbilder, die vom 30. Juni bis 30. September 2025 vom CSIS aufgenommen wurden, hat der Iran nun eine Sicherheitsmauer rund um das gesamte Gelände errichtet, weitere umfangreiche Bauarbeiten seien im Gange.
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