Drohnen über Atomwaffen-Stützpunkt: Belgien vermutet Spionage
Der belgische Verteidigungsminister zeigte sich am Montag besorgt über mehrere nicht identifizierte Drohnenflüge am Wochenende in der Nähe eines Militärstützpunkts, auf dem US-Atomwaffen gelagert werden. Er erklärte, dass es sich offenbar um eine Spionageoperation handele.
Verteidigungsminister Theo Francken bestätigte, dass am Samstag- und Sonntagabend in zwei Phasen Drohnen in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts Kleine Brogel im Nordosten Belgiens gesichtet worden seien.
In der ersten Phase seien „kleine Drohnen eingesetzt worden, um die Funkfrequenzen“ der belgischen Sicherheitsdienste zu testen. Später seien „größere Drohnen eingesetzt worden, um das Gebiet und die Menschen zu destabilisieren“, sagte Francken dem öffentlich-rechtlichen Sender RTBF.
„Es ähnelt einer Spionageoperation. Von wem, weiß ich nicht. Ich habe einige Ideen, möchte aber nicht spekulieren“, so Francken weiter.
Er schloss aus, dass es sich bei den Drohnenflügen um einen Scherz gehandelt haben könnte. Der Störsender der Sicherheitsdienste habe „nicht funktioniert, weil sie unsere Funkfrequenz getestet und dann geändert haben. Sie nutzten ihre eigenen Frequenzen. Ein Amateur könnte das nicht“, erklärte der Minister.
Auf die Frage, warum die Drohnen nicht abgeschossen wurden, sagte Francken: „Befinden sie sich direkt über der Militärbasis, können wir sie abschießen. In der Nähe müssen wir jedoch vorsichtig sein, da sie auf Häuser, Autos oder Menschen stürzen könnten.“
Zudem gebe es rechtliche Unsicherheiten: „Die Rechtsgrundlage ist nicht eindeutig. Wir müssen das klären“, sagte er.
Francken kritisierte, Belgien reagiere zu spät auf die Bedrohung durch Drohnen. „Wir hätten schon vor fünf oder zehn Jahren Luftabwehrsysteme anschaffen sollen, die mit Drohnen umgehen können“, betonte er.
Bereits im vergangenen Monat waren mehrere Drohnen über einer anderen belgischen Militärbasis nahe der deutschen Grenze entdeckt worden. Die Betreiber konnten nicht identifiziert werden.
In höchster Alarmbereitschaft
Sowohl die NATO als auch die Europäische Union befinden sich derzeit in höchster Alarmbereitschaft, nachdem es in den vergangenen Wochen zu mehreren Luftraumverletzungen gekommen ist, die vermutlich von Russland ausgingen.
Nach dem Abschuss russischer Drohnen über Polen und dem Bericht Estlands über ein Eindringen russischer Kampfjets hatte die NATO Ende September Moskau gewarnt, sie werde sich mit allen Mitteln gegen weitere Verletzungen ihres Luftraums verteidigen.
Der Zwischenfall vom 10. September in Polen war das erste direkte Zusammentreffen zwischen der NATO und Russland seit Beginn der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine Anfang 2022.
Estland meldete, dass drei russische MiG-31-Kampfjets am Freitag zwölf Minuten lang unerlaubt in seinen Luftraum eingedrungen seien – ein Vorwurf, den der Kreml zurückwies.
Diese Vorfälle lösten europaweit große Besorgnis aus und warfen Fragen über die Bereitschaft des Bündnisses auf, auf die zunehmende russische Aggression zu reagieren.
„Russland sollte keinen Zweifel haben: Die NATO und ihre Verbündeten werden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nichtmilitärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken“, erklärte das Bündnis.
Nach der Verletzung des polnischen Luftraums kündigte NATO-Generalsekretär Mark Rutte das Programm "Eastern Sentry" an, das weitere russische Übergriffe verhindern und Solidarität mit Polen zeigen soll.
„Wir sehen Drohnen, die unseren Luftraum verletzen. Ob absichtlich oder nicht, das ist inakzeptabel. Die Verbündeten haben ihre volle Solidarität mit Polen bekundet. Es ist entscheidend, jeder Aggression entgegenzuwirken und jedes Mitglied des Bündnisses zu verteidigen“, sagte Rutte.
Zwischenfälle in Dänemark und Norwegen
Auch in Dänemark und Norwegen kam es zu ähnlichen Vorfällen.
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte am 23. September, eine russische Beteiligung könne nicht ausgeschlossen werden, nachdem der Flughafen Kopenhagen in der Nacht zuvor für mehrere Stunden geschlossen worden war, weil mehrere Drohnen gesichtet wurden.
„Das zeigt, in welchen Zeiten wir leben und worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen“, sagte Frederiksen.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies die Vorwürfe als „unbegründet“ zurück.
Am selben Tag wurde auch der Flughafen Oslo in Norwegen für drei Stunden gesperrt, nachdem mögliche Drohnensichtungen gemeldet worden waren.
Nach Angaben der norwegischen Regierung soll Russland im Jahr 2025 bereits dreimal den norwegischen Luftraum verletzt haben. Ob der jüngste Vorfall absichtlich oder durch Navigationsfehler verursacht wurde, ist unklar.
„Unabhängig von der Ursache ist das nicht akzeptabel“, erklärte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre.
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