3 Millionen Kartoffeln zu viel: Drohen den Bauern jetzt Dumpingpreise?
Das deutsche Grundnahrungsmittel schlechthin, die Kartoffel, bringt die Landwirte in Deutschland derzeit zum Verzweifeln. Gute Wetterbedingungen wünscht sich eigentlich jeder Landwirt für seine Ernte. Doch wenn alles zu gut passt, kann es plötzlich zur Überproduktion kommen.
Die Kartoffelschwemme sorgt in Deutschland für Dumping-Preise, der Überschuss endet in Biogasanlagen oder wird als Tierfutter verwertet. 13,4 Millionen Tonnen Kartoffeln durften Landwirte laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMELH) aus dem Boden holen. Das sind zwei Millionen mehr als im Durchschnitt und so viel wie seit 25 Jahren nicht mehr. Insgesamt sind rund drei Millionen Tonnen Kartoffeln mehr produziert worden als benötigt, berichtet Welt.
Größte Kartoffelernte seit 25 Jahren
Das Wetter hat mitgespielt: Die Vegetationsbedingungen waren im Jahr 2025 besser als in den beiden Vorjahren, so das BMELH. Der Winter war nass, darauf folgte ein warmes, trockenes Frühjahr.
In Brandenburg wurden nach Angaben des rbb460.000 Tonnen Kartoffeln zu viel geerntet, im Anbauland schlechthin Niedersachsen gibt es dieses Jahr 200.000 Tonnen mehr als vergangenes Jahr.
Der Selbstversorgungsgrad lag bei 154 Prozent. Das bedeutet, dass der inländische Markt gedeckt ist und darüber hinaus ein Drittel der Produktion für den Export in Frage kommt. Insgesamt wurden circa 6,2 Millionen Tonnen Kartoffeln als Frischware oder in Form verarbeiteter Erzeugnisse 2024/25 aus Deutschland ausgeführt.
Doch zu viel Überproduktion führt nicht automatisch zu mehr Export. Der Überschuss drückt die Preise, Landwirte können ihre Produkte nicht mehr verkaufen. "Unsere heimischen landwirtschaftlichen Betriebe stehen unter enormem Preis- und Wettbewerbsdruck", sagt Stefanie Sabet, Generalsekretärin des Deutschen Bauernverbandes (DBV), ohnehin zur Situation der Landwirtschaft im laufenden Jahr.
"Die Erzeugerpreise für Getreide, Kartoffeln oder Schweinefleisch liegen auf einem Mehrjahrestief, während die Produktionskosten weiter steigen", so Sabet. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich nach Angaben des Verbands verschlechtert.
Vierteljahrhunderternte: Kartoffeln für ein paar Cent
Erzeugern wird für die Speisekartoffeln aus der Haupternte derzeit rund ein Drittel weniger als im Vorjahr gezahlt, so das BMELH.
Im Juni 2025 kosteten Kartoffeln nach Angaben des Statistischen Bundesamts bereits 64,2 Prozent weniger als im Juni 2024. In den Gemüseabteilungen der Supermärkte ist ein Kilogramm Kartoffeln zurzeit je nach Anbieter schon ab 50 Cent zu haben.
Bauern entsorgen nun tonnenweise Kartoffeln in Biogasanlagen oder geben sie als Tierfutter - einige spenden auch an Bedürftige und übergeben sie an die Tafel.
Jakob Senger vom Landgut Grapzow, das zwischen Neubrandenburg und Jarmen auf 160 Hektar Kartoffeln anbaut, berichtete dem Nordkurier von "unterdurchschnittlichen Preisen, die seit Jahrzehnten die schlechtesten sind". Für Speisekartoffeln, die in seinem Betrieb 15 bis 20 Prozent der Erzeugnisse ausmachten, bekomme sein Unternehmen aktuell nur 7 bis 9 Euro pro Dezitonne – im vergangenen Jahr seien es noch 15 bis 20 Euro gewesen. Bei Pflanz- und Stärkekartoffeln habe er jedoch feste Verträge mit großen Abnehmern, die zu 100 Prozent erfüllt würden. "Wir hoffen, dass sich der Markt zum Frühjahr hin wieder reguliert."
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