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Bundeswehr legt zu: mehr Soldaten, mehr Freiwillige, mehr Bewerbungen

• Jul 31, 2025, 3:02 PM
8 min de lecture
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Dem Verteidigungsministerium zufolge hat die Bundeswehr im Juli dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresmontag "eine sehr positive" Entwicklung verzeichnet habe, da das Personal um rund 2.000 wuchs. Somit ist die Truppe nun bei 183.000 Soldaten und Soldatinnen.

Besonders stark ist der Zuwachs bei den Freiwillig Wehrdienstleistenden (FWDL), deren Zahl um etwa 15 Prozent auf 11.350 stieg. Die Anzahl militärischer Erstberatungen nahm um circa 11 Prozent auf etwa 60.600 zu, was zu einem Bewerbungsplus von rund 8 Prozent - also insgesamt um die 36.050 - führte.

Auch im zivilen Bereich stiegen die Bewerbungen um rund 31 Prozent. Trotz üblicher Jahresschwankungen wird erwartet, dass sich der positive Trend bis Jahresende fortsetzt.

Wie sieht der neue Wehrdienst aus?

Seit Russlands großangelegter Invasion in der Ukraine gewinnt die Bedeutung einer starken Landesverteidigung in Deutschland zunehmend an Dringlichkeit.

Die schwarz-rote Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich daher die Stärkung der Bundeswehr zum Ziel gesetzt. Auch die Forderungen der NATO an die Deutschland sind aufgrund der Bedrohungslage erheblich gestiegen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) betonte daher, dass Deutschland in dieser Legislaturperiode "kriegstüchtig" gemacht werden soll. Um das zu erreichen, soll bereits ein neuer Wehrdienst in Planung sein, der ab 2031 jährlich bis zu rund 40.000 Rekruten umfasst.

Dieser Personalbedarf soll vorrangig durch Freiwillige gedeckt werden. Sollte dies nicht ausreichen, kann die Wehrpflicht verpflichtend eingeführt werden. Das gelingt jedoch nur mit Zustimmung des Bundestags und unter klar definierten Bedingungen. Ein automatischer Start oder feste Zahlen soll es demnach nicht geben.

Wie Euronews aus Kreisen des Verteidigungsministeriums erfuhr, sollen ab 2028 alle 18-jährigen Männer verpflichtend zur Musterung erscheinen – unabhängig davon, ob sie sich für den freiwilligen Wehrdienst entscheiden oder nicht.

Somit soll vor allem die Reserve aufgestockt werden.

Gegenüber Euronews erklärte der Präsident des Reservistenverbands, Dr. Patrick Sensburg, dass es "für eine echte Verteidigungsfähigkeit es 300.000 aktive Soldaten und dreimal so viele Reservisten bräuchte Im Ergebnis also fast eine Million Reservisten."

"Wir sagen es seit Jahren und dieser Grundsatz ist mittlerweile auf höchster militärischer und politischer Ebene angekommen: Ohne Reserve geht es nicht."

Mit dem neuen Wehrdienst wird ersten Schätzungen zufolge ein Gesamtumfang von rund 460.000 Soldatinnen und Soldaten angestrebt: 260.000 davon im aktiven Dienst und rund 200.000 in der Reserve.

Momentan liegt die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen bei über 182.000 und rund 34.000 bei der Reserve.

Orientierung am schwedischen Modell

Die Wehrpflicht wurde im Jahr 2011 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt. Da sie jedoch im Grundgesetz verankert ist, kann sie nur in ihrer ursprünglichen Form wieder in Kraft gesetzt werden.

Eine Änderung der verfassungsrechtlichen Grundlage, etwa zur Einführung eines neuen Modells, würde eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erfordern.

Dafür müsste die aktuelle Regierungskoalition Stimmen von entweder der Linken oder der AfD gewinnen. Während eine Zusammenarbeit mit der AfD politisch noch ausgeschlossen ist, lehnt die Linke jede Form der Wehrpflicht kategorisch ab.

Der neue Pflichtdienst unterscheidet sich dennoch von der früheren Wehrpflicht. Inspiriert vom schwedischen Modell, soll er weiterhin auf Freiwilligkeit basieren. Zumindest in der Anfangsphase.

Gleichzeitig wird das System der Wehrerfassung und Wehrüberwachung umfassend reformiert: Künftig soll ein digitaler, verpflichtender Fragebogen für alle männlichen deutschen Staatsbürger und ein freiwilliger für andere Geschlechter versendet werden.

Auf diese Weise will die Bundeswehr frühzeitig erkennen, wer grundsätzlich bereit, geeignet und verfügbar für den Dienst ist. Das neue System soll ein belastbares und regelmäßig aktualisiertes Lagebild schaffen.

Künftig übernimmt die Bundeswehr selbst die Aufgabe der Wehrerfassung. Das ist eine bürokratische eine Änderung, die die Meldebehörden der Bundesländer entlasten soll.

Drohnenausbildung, Zuschuss zum Führerschein und Sport-Clubs

Die Bundesregierung verfolgt mit dem neuen Wehrdienst das Ziel, junge Menschen vorerst freiwillig für den Dienst zu gewinnen, und bietet dafür ein vielfältigeres Programm als zuvor an.

Ab Sommer startet die Ausbildung, die zunächst auf Sicherungs- und Wachaufgaben ausgerichtet ist. Gleichzeitig erhalten die Rekrutinnen und Rekruten erste Einblicke in unterschiedliche Bereiche der Bundeswehr, um praktische Erfahrungen zu sammeln.

Neben dem militärischen Grundtraining liegt ein Schwerpunkt auf der individuellen Förderung. So sind unter anderem Schulungen im Umgang mit Drohnen, Sprachkurse, weiterführende Fortbildungen sowie finanzielle Zuschüsse zum Erwerb des Führerscheins der Klasse B geplant.

Bei seinem Truppenbesuch in Germersheim sagte Pistorius, dass mit dem Wehrdienst zwei Dinge erreicht werden sollen: Die jungen Männer und Frauen sollen fachlich top ausgebildet werden.

Pistorius neben dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, in Germersheim (17.7.25)
Pistorius neben dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, in Germersheim (17.7.25) Bundeswehr

"Wenn sie nach der Ausbildung zur Reserve gehören, sollen sie bestmöglich vorbereitet sein. Und sie sollen dann aus der Truppe herausgehen und durchaus mit Stolz auf das blicken, was sie erlernt haben, was sie erlebt haben. Inhaltlich, aber auch in Sachen Kameradschaft und Sinnstiftung."

Zweitens müsse Pistorius zufolge klar sein, dass der Einsatz für das eigene Land "etwas Besonderes" sei.

"Wir werden das Sinnstiftende in den Vordergrund stellen", ergänzte der SPD-Verteidigungsminister. "Oder anders ausgedrückt: Diejenigen, die diese Ausbildung bei der Bundeswehr machen, sollen eine richtig gute, Inhaltsreiche und sinnstiftende Zeit haben."