Frankreich: Tausende Quallen bringen das Atomkraftwerk Gravelines zum Stillstand

Die Produktionsblöcke Nummer 2, 3 und 4 des Atomkraftwerks Gravelines haben sich zwischen 23 Uhr und Mitternacht am Sonntagabend automatisch abgeschaltet.
Das Kraftwerk Gravelines, das größte Atomkraftwerk Westeuropas, pumpt sein Kühlwasser aus dem und in den Hafen von Dünkirchen, wo sich mehrere Tausend Quallen im Wasser aufhielten.
Die gallertartigen Tiere in den Filtern der Pumpstationen des Kraftwerks führten dazu, dass die Stromerzeugung in den drei Sektoren, die zu diesem Zeitpunkt in Betrieb waren, gestoppt wurde. Die beiden anderen, die die Nummern 1 und 5 tragen, befinden sich derzeit in der Wartung.
Die Behörde für nukleare Sicherheit versichert, dass der Vorfall "die Kühlung der Anlagen nicht beeinträchtigt hat". Es hatte schon zuvor bei hohen Temperaturen Probleme mit AKWs gegeben.
Und in den 90er Jahren waren auch schon Atomkraftwerke in Frankreich von Quallen betroffen, die in die Filteranlagen eingedrungen waren.
Wasser wird aus dem Meer ins AKW geleitet
Frankreich setzt auf Atomstrom, es gibt 57 Reaktoren an 18 Standorten, von denen ein Teil an großen Flüssen wie der Loire und ein anderer Teil am Meer liegt, wie Gravelines oder Flamanville. Von diesen 57 Reaktoren arbeiten 27 in einem sogenannten "offenen” Kreislauf. Ein Sprecher des AKW Gravelines erklärte laut Le Figaro: "In dieser Konfiguration wird das Wasser direkt aus einem Fluss oder dem Meer entnommen, gefiltert und zum Kühlen in den Kondensator geleitet, bevor es wieder in dieselbe Wasserquelle zurückgeleitet wird".
Die Aufsichtsbehörde für die nukleare Sicherheit in Frankreich erklärt, dass die Verfahren automatisch ablaufen und die Risiken bekannt sind.
In Kraftwerken in den USA, Schweden und Schottland war es zu ähnlichen Vorfällen gekommen.
Quallen breiten sich vermehrt aus
Für die Ausbreitung der Quallen im Atlantik sind mehrere Faktoren verantwortlich, darunter die globale Erwärmung und der Fang ihrer Fressfeinde wie den Thunfischen.
In Frankreich herrscht derzeit eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius - vor allem im Südwesten und Süden des Landes.
Es wird erwartet, dass das Wiederanfahren des Kraftwerks mehrere Tage dauern wird und ist laut dem Betreiber EDF im Moment für Donnerstag geplant.
Im Jahr 2040 sollen in Gravelines zwei Reaktoren der neuen Generation der Atomkraftwerke - sogenannte EPR2 - in Betrieb genommen werden.
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