Wenn Käse politisch wird: Neues Design von Milram löst Shitstorm aus

Wer für das Abendbrot einkauft, der wird bemerken: Im Kühlregal hat sich etwas geändert. Die Verpackungen der Marke Milram - Schnittkäse und Brotbelag - sind bunt, auffällig und verfolgen ein bestimmtes Konzept. Die vielfältige Gestaltung gefällt nicht allen - Milram hat nun auf den Shitstorm im Internet reagiert.
Die "Design-Edition" zeigt Freundesgruppen, die sich am Tisch umarmen oder die den Käse beim Picknick oder beim Date essen. Abgebildet sind Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Geschlechter und Altersstufen. Sie sollen laut Milram die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln.
Shitstorm gegen Milram wegen Verpackung von Schnittkäse
Nicht jeder erfreut sich an den zehn neuen Verpackungen. Insbesondere im konservativen und rechtsorientierten Spektrum gab es viel Kritik gegen die Design-Aktion, die bis Oktober in den Supermärkten zu finden sein wird.
Auf X teilte die familienpolitische Sprecherin der AfD-Landtagsfraktion in Niedersachsen, Vanessa Behrendt: "Nö danke, Milram. Ich kaufe euren Käse gerne wieder, sobald ihr wieder klar kommt".
Unter Hashtags wie #milramboykott und #gowokegobroke sammeln sich auf der Plattform X empörte Stimmen. Die Kommentare zu den Verpackungen, die nur einige Wochen erhältlich sind, überschreiten teilweise die Grenze zum Rassismus.
So kommentierte ein X-User, wenn sie den Käse afrikanisch bewerben würden, "sollen sie ihn auch gefälligst im Urwald verkaufen". Ihre Kaufentscheidung falle nun auf alternative Produkte.
Einige finden die Reaktionen übertrieben. Letztendlich gehe es um eine Lebensmittelverpackung. Andere halten es für gute PR für die Käsemarke: gerade der Shitstorm habe noch mehr Aufmerksamkeit für die Marke generiert.
Statement von Milram: Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln
Milram gehört zum Unternehmen Deutsches Milchkontor DMK, Deutschlands größter Molkereigenossenschaft. Das Unternehmen hat für September eine Social-Media-Kampagne mit den Designs geplant. Vorerst gibt es die Illustrationen nur im Supermarkt.
"Die Verpackungen zeigen illustrierte Menschen und stehen für das, was Milram ausmacht: Gemeinschaft und Genuss. Bunt illustriert, vielfältig, modern“, hat Milram erklärt. „Die Gestaltung ist bewusst unpolitisch und spiegelt visuell die Vielfalt unserer Gesellschaft wider – nicht mehr und nicht weniger."
Während viele Kunden die Gestaltung befürworten würden, so heißt es weiter, werde die Aktion leider von einzelnen Gruppen auf ihren einschlägigen Internetforen genutzt, um diskriminierende und rassistische Inhalte zu verbreiten. Milram bedauert dies.
Darüberhinaus kritisiert Milram, dass die Versuche, aus den Verpackungen eine politische Botschaft abzuleiten, konstruiert wirken. Denn eigentlich sollen mit der "künstlerisch gestalteten Verpackungslinie" insbesondere "junge Zielgruppen" angesprochen werden, teilt auch DMK mit.
Das steckt hinter dem neuen Design
In einer Mitteilung vom Dienstag sagte das Unternehmen, drei Illustratoren hätten die Verpackungen "unter dem Milram Markenwert 'Gemeinschaft'" neu interpretiert. Die Illustratoren aus Berlin, Köln und Lissabon haben auch bereits für Adidas und Rittersport gearbeitet.
Die Kampagne verbinde visuelle Aufmerksamkeit mit emotionaler Ansprache und stärke die Markenbindung durch ein außergewöhnliches Produkterlebnis. Damit soll insbesondere der Markenwert Gemeinschaft in den Vordergrund gestellt werden.
Die Verpackungen sollen bis Oktober im Laden erhältlich bleiben und sind somit limitiert.
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