Frankreich verklagt Livestream-Plattform "Kick" nach Tod eines Nutzers

Die französische Regierung will die australische Videoplattform "Kick" verklagen. Zuvor war ein Nutzer während eines Livestreams auf der Plattform gestorben. Die französische Regierung wirft "Kick" vor nicht rechtzeitig die Verbreitung gefährlicher Inhalte verhindert zu haben.
Der 46-jährige Raphaël Graven, im Netz auch als Jean Pormanove bekannt, starb Anfang des Monats in Nizza. Zuvor hatte er mehr als zwölf Tage am Stück auf "Kick" gestreamt. Graven war dafür bekannt, extreme Selbstexperimente zu übertragen. In Aufnahmen, die in sozialen Medien kursieren, ist zu sehen, wie er während des Streams geschlagen, gewürgt und misshandelt wurde. Euronews konnte die Videos nicht unabhängig überprüfen.
Französische Medien berichteten, der Stream sei beendet worden, kurz nachdem Graven bewusstlos auf einem Bett gefunden wurde. Eine Obduktion ergab, dass sein Tod nicht durch äußere Gewalt oder das Handeln anderer verursacht wurde.
Clara Chappaz, Frankreichs Ministerin für digitale Angelegenheiten und künstliche Intelligenz, warf "Kick" vor, gefährliche Inhalte nicht gestoppt zu haben und damit gegen das Gesetz zur Regulierung von Online-Inhalten aus dem Jahr 2004 verstoßen zu haben.
"Ich habe dafür gekämpft, Ordnung in den digitalen Wilden Westen zu bringen. Ich werde die Plattform vor Gericht bringen", sagte sie.
Unabhängig davon hat die Pariser Staatsanwaltschaft am Dienstag eine Untersuchung gegen "Kick" eingeleitet. Dabei soll geprüft werden, ob die Plattform wissentlich Videos verbreitet hat, in denen gezielt die persönliche Integrität angegriffen wurde. Außerdem steht im Raum, ob "Kick" gegen das EU-Gesetz über digitale Dienste verstoßen hat, das Plattformen verpflichtet, Gefahren für Leben oder Sicherheit zu melden.
"Kick" zeigte sich in einer Erklärung vergangene Woche bestürzt über den Tod von Raphaël Graven und sprach der Familie und Freunden sein Beileid aus. Das Unternehmen kündigte an, eng mit den Behörden zu kooperieren und seine französischsprachigen Inhalte zu überprüfen. Zu den neuen Ermittlungen äußerte sich "Kick" bisher nicht.
Die Plattform ähnelt Amazons Livestream-Anbieter Twitch, verfolgt jedoch eine deutlich lockerere Moderationspolitik. So sind etwa Glücksspielstreams, sexuelle Inhalte oder Darstellungen von Gewalt möglich, ohne dass automatisch Sanktionen folgen.
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