Italien - Bombe explodiert im Auto eines Journalisten: "Mindestens 1 Kilo Sprengstoff"

Am Donnerstagabend sind das Auto des Journalisten Sigfrido Ranucci und das seiner Tochter in Campo Ascolano, am Stadtrand von Rom explodiert. Die Fahrzeuge gingen in Flammen auf und wurden komplett zerstört. Der 64-jährige Ranucci lebt seit Jahren unter Polizeischutz, nachdem er wiederholt aufgrund seiner Recherchen zu Mafia und Korruption bedroht worden war. Er ist beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen RAI beschäftigt.
Sigfrido Ranucci sagte, die Explosion sei so stark gewesen, dass die Bombe mindestens ein Kilo Sprengstoff enthalten haben müsse. "Die Stärke der Explosion war so groß, dass sie jemanden hätte töten können, der dort vorbeiging", erklärte der Journalist weiter.
Ranuccis Tochter war erst kurz vor der Explosion mit ihrem Auto, das ebenfalls zerstört wurde, beim Haus ihres Vaters angekommen.
Laut Behörden wurde der Sprengsatz nicht per Fernzündung aktiviert. "Angesichts der vielen Drohungen, die wir erhalten, ist es nicht einfach, die Herkunft der Bombe zu ermitteln", sagte Ranucci der Nachrichtenagentur Ansa.
Die Ermittlungen leitet der Anti-Mafia-Staatsanwalt in Rom, Carlo Villani.
Italiens Politik solidarisch mit Ranucci
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach Sigfrido Ranucci ihre "volle Solidarität" aus und verurteilte "die schweren Einschüchterungsversuchs ".
In einer Regierungsmitteilung und auf X schrieb sie: "Die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse sind unverzichtbare Werte unserer Demokratien".
"Wir hoffen, dass die Ermittlungen schnell voranschreiten und die Wahrheit über das Geschehen und die Verantwortlichen bald ans Licht kommt. Die dringlichste Pflicht, die wir, insbesondere die Politik, haben, ist es, Ranucci bedingungslos zu unterstützen", schrieb der linke Oppositionspolitiker Nicola Fratoianni.
"Jede halbe Phrase, jedes halbe Wort kann wie ein Versuch der Delegitimierung wirken. Leider haben wir aus der jüngsten Vergangenheit dieses Landes gelernt, dass es kein leichteres Ziel gibt als einen Mann, der allein gelassen wird." Der Vorsitzende von Sinistra Italiana unterstrich seine Solidarität mit dem Journalisten.
"Klima des Hasses"
"Ein schrecklicher Anschlag, der uns an die dunkelsten Jahre erinnert. Wir stehen Sigfrido Ranucci und seiner Familie nahe, nachdem sein Auto in der Nacht vor seinem Haus explodierte. Wenige Minuten zuvor war seine Tochter dort vorbeigegangen", schrieb die Gewerkschaft des öffentlich-rechtlichen Senders, bei dem Ranucci arbeitet, Usigrai, in einer Mitteilung, die wenige Stunden nach dem Anschlag veröffentlicht wurde.
"Wir sind sicher, dass weder Sigfrido noch seine Kollegen von Report sich einschüchtern lassen. Wir werden immer an ihrer Seite stehen, damit sie ihre investigative Arbeit frei fortsetzen können", heißt es weiter in der Mitteilung der Gewerkschaft.
"Wir haben in den letzten Monaten gemeldet, wie die Rai den Platz für Report eingeschränkt hat und vor allem das Klima des Hasses und der Intoleranz gegenüber den Recherchen der Redaktion. Zur Hauptsendezeit auf Rai1 wurden Report-Kollegen sogar – von der zweithöchsten Staatsposition aus – als 'serielle Verleumder' bezeichnet, ohne dass der Moderator oder das Unternehmen sich distanzierten. Eine Hasskampagne gegen den investigativen Journalismus, die enden muss."
Der 64-jährige Sigfrido Ranucci arbeitet seit 1989 für die Rai. Er hat zahlreiche Reportagen zur Mafia und zum illegalen Abfallhandel realisiert.
Für den 26. Oktober hatte Ranucci eine Sendung zur 'Ndrangheta, der mächtigen kalabrische Mafia und der Cosa Nostra angekündigt.
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