30 Jahre Haft, keine Leiche: Cédric Jubillar wegen Mord an seiner Frau Delphine verurteilt

Es ist das Ende eines Prozesses, der vier Wochen lang alle Blicke auf sich gezogen hat. Und der Fall des Verschwindens der jungen Mutter Delphine Jubillar hält Frankreich seit Jahren in Atem.

Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre Haft für Cédric Jubillar gefordert. Zu dieser Strafe wurde der selbstständige Kleinunternehmer verurteilt, denn das Gericht befand ihn des Mordes an seiner Frau Delphine für schuldig. Die Krankenschwester war 2020 aus ihrem Haus in der Nähe von Albi verschwunden, ihre Leiche wurde aber nie gefunden. Die beiden inzwischen 11 und 6 Jahre alten Kinder, ein Junge und ein Mädchen, leben bei der Schwester ihrer Mutter.

Die sechs Geschworenen und drei Richter des Schwurgerichtes des Departements Tarn hatten sich am frühen Nachmittag zur Beratung zurückgezogen. Sieben von ihnen erklärten Cédric Jubillar für schuldig.

Sowohl die Verteidigung als auch die Anklage hatten zuvor erklärt, dass sie wohl Berufung einlegen wollten.

"Wenn er verurteilt wird, gehen wir in Berufung, wenn er freigesprochen wird, geht die Staatsanwaltschaft in Berufung, so dass der Prozess in einem Jahr vor dem Berufungsgericht in Toulouse neu aufgerollt wird", erklärte Cédric Jubillars Anwalt, Alexandre Martin.

Die Anklage hat nie an seiner Schuld gezweifelt

Die Verteidigung des 38-jährigen Bauarbeiters, der stets seine Unschuld beteuert hatte, forderte einen Freispruch. Vor der Verkündung des Urteils hatte Cédric Jubillar noch einmal versichert, dass er Delphine "absolut nichts getan" habe.

Seine Anwältin Emmanuelle Franck ist der Ansicht, dass dieser "letzte Satz ihm sehr ähnlich ist und [...] die Gesamtheit dessen vereint, was dieser Mann seit viereinhalb Jahren zu sagen versucht".

Die Nebenkläger und die Staatsanwaltschaft haben ihrerseits nie an der Schuld von Cedric Jubillar gezweifelt.

"Um die Idee von Herrn Jubillars Unschuld zu verteidigen, muss man vier Sachverständige ausschließen, 19 Zeugen zum Schweigen bringen und den Spürhund töten", hatte der Generalanwalt Pierre Aurignac argumentiert. "Das perfekte Verbrechen muss warten. Das perfekte Verbrechen ist nicht das Verbrechen ohne Leiche, sondern das Verbrechen, für das man nicht verurteilt wird, und Sie werden verurteilt werden, Herr Jubillar".

"Man kann diesen Fall noch so oft von allen Seiten betrachten, man kommt immer zum selben Ergebnis: Schuld", hatte er hinzugefügt.

Der Anwalt der Kinder des Ehepaars Jubillar, Laurent Boguet, behauptet, dass Cédric "nicht nur [Delphine] getötet hat , er hat sie erwürgt, um sie zum Schweigen zu bringen, er hat sie ausgelöscht, indem er die Leiche verschwinden ließ".

Viele französische Medien unterstreichen, dass das Verschwinden von Delphine Jubillar als Femizid einzustufen sei.

Die Anklage drängt Cédric Jubillar, den Fundort von Delphines Leiche preiszugeben

Die Anwälte von Cédric Jubillar sagen, dass sie "die Entscheidung der Jury respektieren", obwohl sie sich "enttäuscht" zeigen. "Aber wir wussten, dass es einen zweiten Kampf geben würde. Wir arbeiten daran, die Berufung vorzubereiten".

"Dieser Mann beteuert weiterhin seine Unschuld", sagte Emmanuelle Franck." Natürlich reagiert er wie jemand, der niedergeschlagen ist, aber er sagt sich, dass vielleicht in der Berufung eine andere Jury anders denken wird".

Der Sohn der Familie wollte vor Gericht aussagen. Doch der 11-Jährige schrieb dann kurz vor dem Urteil auf Vorschlag des vorsitzenden Richters einen dreiseitigen Brief, in dem er von Gewalt seines Vaters gegen die Mutter berichtete.

Auf der Seite der Anklage ist der Anwalt von Delphines Onkel und Tante, Mourad Battikh, "zumindest zufrieden, dass die Wahrheit ans Licht gekommen ist", bedauert aber, dass "Cédric Jubillar uns immer noch [Delphines Leichnam] vorenthält_"_.

Die Anwältin der Kinder des Ehepaars Jubillar, Malika Chmani, teilt diese Ansicht.

"Es ist wichtig für die Kinder [...], eine Erleichterung [...]. Es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie manche Menschen zusammenbrechen", sagte sie. "Wir warten immer noch auf die sterblichen Überreste. Heute wird sie den Kindern vorenthalten. Diese Strafe ist dem Fehlen der sterblichen Überreste angemessen".

Ein Berufungsverfahren wird voraussichtlich innerhalb eines Jahres stattfinden, d. h. vor November 2026.