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Andrius Kubilius: Startet der erste EU-Raumfahrtkommissar zu einer "Low-Orbit-Mission"?

• Oct 2, 2024, 1:01 PM
6 min de lecture
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Andrius Kubilius, dem designierter litauischen Kommissar, wurde ein neu geschaffenes Ressort übertragen, das sowohl für die Verteidigung als auch für die Raumfahrt der EU zuständig ist. Forscher und Industrievertreter befürchten jedoch, dass das Thema Raumfahrt, trotz vielfältiger Herausforderungen, als zweitrangige Priorität ohne echte Ambitionen enden wird.

"Ich bin ein wenig besorgt, dass es kein Interesse, kein Budget, gar nichts geben wird, weil so wenig für die Raumfahrtpolitik getan wird", sagte Reinhilde Veugelers, Senior Fellow bei der Denkfabrik Bruegel in Brüssel, gegenüber Euronews.

In ihrem Missionsschreiben an Kubilius erteilt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem ehemaligen litauischen Premierminister einen Auftrag zur Kontinuität und fordert die weitere Umsetzung der EU-Raumfahrtstrategie für Sicherheit und Verteidigung – sowie die Aufrechterhaltung eines "kosteneffizienten Zugangs der EU zum Weltraum".

Zersplittertes europäisches Raumfahrtprogramm

Für die nächste fünfjährige Amtszeit plant von der Leyen hier jedoch nur zwei Neuerungen: das EU-Weltraumgesetz, das noch vor der Sommerpause erwartet wurde, und eine Strategie für die Weltraumdatenwirtschaft, mit der das Potenzial der aus dem Weltraum stammenden Daten, Produkten und Technologien erschlossen werden soll.

"Wir stehen vor der klaren Herausforderung, den Ehrgeiz im Portfolio des neuen Kommissars auszubauen", sagte Tomas Hrozensky, leitender Forscher am Europäischen Institut für Weltraumpolitik (ESPI). Hrozensky merkte an, dass die Rolle der Raumfahrt bei Sicherheit und Verteidigung zwar auf politischer Ebene eine nie dagewesene Anerkennung erfahren habe. Es mangele aber immer noch an institutioneller, programmatischer Unterstützung und auch die industrielle Dimension werde unterbewertet.

Insgesamt ist die institutionelle Finanzierung von Raumfahrtprogrammen in Europa relativ zersplittert und beträgt nur 20 Prozent des US-amerikanischen Niveaus, was zu einem Ungleichgewicht mit wichtigen Konkurrenten wie den USA und China in Bezug auf industrielle Kapazitäten und spezialisierte Arbeitskräfte führe, so Mario Draghi in seinem wegweisenden Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit.

Draghis Einschätzung zu den Herausforderungen der Raumfahrtindustrie sei zutreffend, behandele aber nicht das Potenzial für eine Kommerzialisierung und bleibe bei Lösungsvorschlägen konservativ, meinen einige Beobachter.

"Es gibt weder einen Aufruf zur Aufstockung der Mittel für Sicherheit und Verteidigung – abgesehen von dem, was bereits von den Mitgliedstaaten budgetiert wird – noch einen Vorschlag für die Erforschung des Weltraums durch den Menschen", heißt es etwa in einem Positionspapier des europäischen Space Policy Institute.

Laut einer Studie der Boston Consulting Group wird der Wert der Raumfahrtindustrie bis 2040 auf 1 Billion Dollar [899 Mrd. Euro] geschätzt, während der Wert der Raumfahrt für Wirtschaft und Gesellschaft im weiteren Sinne in etwa bei 7,9 Billionen Dollar liegt, was zudem den Multiplikatoreffekt auf die Batterie-, Halbleiter- und Pharmaindustrie miteinschließt.

"Die Raumfahrtindustrie ist ein wichtiger Sektor für sich, unabhängig von [nationalen] Unterschieden. Es gibt also viele kommerzielle Aktivitäten, Raumfahrtdienstleistungen, bei denen es eine Menge vorhandener und möglicher Wertschöpfung gibt und bei denen Europa enorm zurückfällt", fügte Veugelers hinzu und betonte, nur diese Art von Aktivitäten sei es wert, im Rahmen einer Industriepolitik entwickelt zu werden.

Fragmentierung und wenig Investition in die Raumfahrt werden Kubilius' Agenda prägen

Mit Blick auf die Zukunft gibt es mehrere Herausforderungen, die Kubilius angehen muss: zu wenig Geld für Forschung und Entwicklung, begrenzter Zugang zu Finanzmitteln für Unternehmen, ein fragmentiertes Governance-System und der Mangel an Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern.

Die europäische Raumfahrtindustrie ist insbesondere besorgt darüber, wie sich diese Probleme auf die Nachhaltigkeit der Lieferketten, den Erhalt von Fachwissen und die strategische Unabhängigkeit der EU auswirken werden, so Olivier Lemaitre, Generalsekretär der ASD-Eurospace, in einem Gespräch mit Euronews.

"Die EU sollte sich dringend mit der Frage der Sicherheit der europäischen Raumfahrt-Lieferketten befassen, indem sie in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten eine Industriepolitik für die Raumfahrt entwickelt", so Lemaitre.

Heute ist die EU in Bereichen wie Erdbeobachtung, Navigation und Exploration zwar noch wettbewerbsfähig, jedoch sie hat ihre führende Marktposition bei kommerziellen Trägerraketen (Ariane 4-5) und geostationären Satelliten verloren – was die EU sogar in eine zeitweilige Abhängigkeit von US SpaceX-Raketen zwang, als es um den Start ihrer Satelliten ging.

In den vergangenen Jahren geriet die EU bei ihren Raumfahrtaktivitäten ins Hintertreffen. Sie sah sich mit erheblichen Unterbrechungen der Lieferkette konfrontiert, zunächst aufgrund der Covid-19-Pandemie und dann infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine.

Infolgedessen wurde die Raumfahrtindustrie der EU weniger profitabel, mit geringeren Umsätzen, vor allem bei Trägerraketen und Satellitensystemen. Die Abhängigkeit von Komponenten wie Halbleitern und Detektoren stieg, wie auch der Draghi-Bericht betonte.

Lemaitre glaubt, dass es für die EU und ihre Mitgliedsstaaten entscheidend sein wird, Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die die Produktion stabilisieren, die Großserienfertigung fördern, den Einsatz von wiederkehrenden Systemen für operative Missionen erhöhen und standardisierte Schnittstellen entwickeln.

Für den Bruegel-Forscher könnte eine engere Verbindung zwischen den Portfolios der Raumfahrt und der Verteidigung bereits kurzfristig eine erste Verbesserung darstellen.

"Wir schöpfen die potenziellen Komplementaritäten nicht aus, die eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Verteidigung und Raumfahrt ermöglichen würden", so Veugelers.


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