Droht die Bier-Pleitewelle? Oettinger-Chef warnt vor “Erdrutsch” noch in diesem Jahr

Der Bierkonsum in Deutschland sinkt. Immer mehr Menschen steigen auf alkoholfreie Alternativen um und auch insgesamt wird immer weniger Bier getrunken. Oettinger-Chef Stefan Blaschak zeigt sich nun besorgt. Er befürchtet Konsequenzen und erwartet eine Pleitewelle bei den Brauereien.
"Die Brauereien werden wie Fliegen von der Wand fallen", sagte Geschäftsführer der Großbrauerei Öttinger der Augsburger Allgemeinen. "Die Welt der Brauereien bröckelt, bei den Kleinen sehen wir fast täglich Insolvenzen, es wird auch die Großen treffen", warnt Blaschak.
Der Absatz sinke relativ konstant um zwei bis drei Prozent pro Jahr. Zahlen des Bundesamts für Statistik bestätigen den langfristig rückläufigen Trend beim Bierabsatz: So setzten die Brauereien und Bierlager im Jahr 2024 insgesamt 13,7 % oder 1,3 Milliarden Liter weniger Bier ab als noch im Jahr 2014.
Zur deutschen Brauwirtschaft zählen rund 1.460 Brauereien, so das Statistische Bundesamt. Kein anderes Land weist eine derartig hohe Brauereidichte auf. Doch insbesondere kleine Brauereien haben es derzeit schwer, ihr Überleben abzusichern, so Blaschak. Krombacher, Oettinger sowie Bitburger führen den Biermarkt in Deutschland an.
"Gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie, Personal, Verpackung und Logistik setzen die Brauereien nach wie vor stark unter Druck und machen den Betrieben umso mehr zu schaffen, als sie die Kostensteigerungen allenfalls nur zu einem kleinen Teil über Preiserhöhungen an den Lebensmittelhandel weitergeben können“, erklärte Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes.
Oettinger-Chef erwartet Pleitewelle bei Brauereien
Blaschak berichtet von einem "Erdrutsch" für dieses Jahr. "Der Markt ist um 7 bis 7,5 Prozent eingebrochen", sagte der Chef der Zeitung. "Die Branche verlor allein im ersten Halbjahr 2025 im Inland rund 2,6 Millionen Hektoliter, das entspricht etwa drei Millionen Dosen pro Tag."
Ein Ranking des Hopfenhändlers BarthHaas zeigt, dass fünf von sechs deutschen Großbrauereien 2024 weniger Bier produziert haben als im Vorjahr. Bei Oettinger war der Verlust besonders groß.
Oettinger plant aufgrund der schwierigen Wirtschaftssituation, seine Produktion in Braunschweig einzustellen. Die Brauerei hat noch drei weitere Standorte: Mönchengladbach, Walldorf, Oettingen.
"Die Entscheidung zu Braunschweig tut mir extrem weh, die Menschen dort haben einen hervorragenden Job gemacht", sagte Blaschak der Zeitung. "Aber ich weiß, was kommen wird, und muss das Unternehmen langfristig ausrichten."
Weniger Menschen trinken Bier, alkoholfreie Alternativen boomen
Auch der Konsum pro Einwohner ist laut Destatis in Deutschland kontinuierlich gesunken.
Hintergründe für den sinkenden Bierkonsum sehen einige Experten in gesundheitlichen Faktoren. Der Alkoholkonsum sinkt generell, alkoholfreie Alternativen gewinnen an Beliebtheit. Der Deutsche Brauerbund sieht jedoch auch den demographischen Wandel als möglichen Grund: Ältere Menschen trinken demnach weniger Bier.
"In Deutschland ist wie in vielen Ländern Europas der Bierkonsum deutlich rückläufig. Dies hat zum einen demografische Gründe. Zum anderen bekommen die Brauereien weiterhin die massive Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu spüren“, sagte Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund Anfang August in Berlin.
Er fordert Entlastungen durch die Regierung. "2025 bleibt für uns ein extrem forderndes Jahr", so das Fazit des Brauereiverbandes zum Halbjahr.
Im europäischen Vergleich wird in Deutschland allerdings noch immer das meiste Bier getrunken, auch im Pro-Kopf-Verbrauch zählen die deutschen Konsumenten laut den Zahlen des Bundesamts für Statistik zur europäischen Spitzengruppe.
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