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Autoimmunerkrankungen erklärt: Wer gefährdet ist und warum Therapie schwierig ist

• Nov 14, 2025, 8:52 AM
6 min de lecture
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Unser Immunsystem hat auch eine Schattenseite: Es soll Eindringlinge bekämpfen und uns gesund halten. Manchmal wird es jedoch zum Verräter und greift eigene Zellen und Gewebe an.

Autoimmunerkrankungen können fast jedes Körperteil treffen – und zig Millionen Menschen. Sie treten am häufigsten bei Frauen auf. Sie können aber jeden treffen, Erwachsene wie Kinder. Und ihre Zahl nimmt zu.

Neue Forschung nährt die Hoffnung auf Therapien, die mehr können als Symptome dämpfen. Dutzende klinische Studien testen Ansätze, um ein aus dem Gleichgewicht geratenes Immunsystem neu zu programmieren.

Am weitesten ist eine Krebsbehandlung namens CAR-T-Therapie. Sie verzeichnete frühe Erfolge bei Lupus, Myositis und einigen anderen Erkrankungen. Sie löscht B-Zellen des Immunsystems aus, sowohl entgleiste als auch normale. Die Theorie: Die nachwachsenden Zellen sind gesünder.

Andere Teams suchen Wege, Autoimmunerkrankungen zumindest aufzuschieben. Ein Medikament kann Zeit verschaffen, bevor Menschen Symptome von Typ-1-Diabetes entwickeln.

„Das ist wahrscheinlich die spannendste Zeit, die wir in der Autoimmunmedizin je erlebt haben“, sagt Dr. Amit Saxena, Rheumatologe am NYU Langone Health in den USA.

Das sollten Sie wissen.

Was sind Autoimmunerkrankungen?

Es handelt sich um chronische Krankheiten. Sie reichen von mild bis lebensbedrohlich. Es gibt mehr als 100 Formen mit unterschiedlichen Namen – je nachdem, wo und wie sie Schaden anrichten. Rheumatoide Arthritis und Psoriasis-Arthritis greifen Gelenke an. Sjögren-Syndrom ist bekannt für trockene Augen und einen trockenen Mund.

Myositis und Myasthenia gravis schwächen Muskeln auf unterschiedliche Weise; bei Letzterer stören Antikörper die Signalübertragung der Nerven. Lupus verursacht sehr unterschiedliche Symptome, darunter einen schmetterlingsförmigen Ausschlag im Gesicht, Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber sowie Schäden an Nieren, Lunge und Herz.

Diese Krankheiten sind launisch. Selbst Patientinnen und Patienten, denen es lange gut geht, können plötzlich einen Schub bekommen – ohne ersichtlichen Grund.

Warum Autoimmunerkrankungen so schwer zu diagnostizieren sind

Viele beginnen mit unspezifischen Beschwerden, die kommen und gehen oder andere Krankheiten nachahmen. Viele überlappen sich zudem in ihren Symptomen – rheumatoide Arthritis und Sjögren können etwa auch lebenswichtige Organe schädigen.

Die Diagnose erfordert oft mehrere Untersuchungen. Dazu gehören Bluttests, die fehlgeleitete Antikörper gegen gesundes Gewebe nachweisen. Meist basiert sie auf den Symptomen und dem Ausschluss anderer Ursachen.

Je nach Erkrankung kann es Jahre dauern und mehrere Arztbesuche brauchen, bis eine Ärztin oder ein Arzt die Puzzleteile zusammenfügt.

Es gibt Verbesserungsbemühungen: Die National MS Society schult Ärztinnen und Ärzte zu aktualisierten Leitlinien, um die Diagnose von Multipler Sklerose zu vereinfachen.

Wie das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gerät

Das Immunsystem ist eine komplexe Armee. Wächter erkennen Bedrohungen wie Keime oder Krebszellen. Unterschiedliche Truppen greifen an. Friedensstifter beruhigen die Lage, wenn die Gefahr vorüber ist. Entscheidend: Das System unterscheidet zwischen Fremd und Eigen – die sogenannte Toleranz.

Manchmal schlüpfen verwirrte Immunzellen oder Antikörper durch. Oder die Friedensstifter bringen nach der Schlacht keine Ruhe hinein. Wenn das System das Problem nicht erkennt und behebt, entwickeln sich Autoimmunerkrankungen schrittweise.

Oft löst ein Auslöser Autoimmunerkrankungen aus

Die meisten Autoimmunerkrankungen, besonders bei Erwachsenen, gehen nicht auf einen einzelnen Gendefekt zurück. Vielmehr machen verschiedene Gene, die Immunfunktionen beeinflussen, Menschen anfällig.

Forscherinnen und Forscher sagen, dass es dann einen „Umwelt“-Auslöser braucht – etwa eine Infektion, Rauchen oder Schadstoffe –, der die Krankheit in Gang setzt.

Die Forschung rückt den frühesten molekularen Auslösern näher. Beispielsweise sind weiße Blutkörperchen namens Neutrophile Ersthelfer bei Infektionen oder Verletzungen. Wenn sie jedoch überaktiv sind, könnten sie eine Schlüsselrolle bei Lupus, rheumatoider Arthritis und anderen Krankheiten spielen.

Neue Forschung verknüpft ein Virus mit Lupus

Unter den infektiösen Auslösern steht bereits fest: Das Epstein-Barr-Virus kann manche Menschen auf den Weg zur Multiplen Sklerose bringen. Neue Hinweise verbinden es nun auch mit Lupus.

Fast alle Menschen infizieren sich bis zum jungen Erwachsenenalter. Nach der Erstinfektion bleibt das Virus verborgen und inaktiv im Körper.

Forschende der Stanford University fanden ein Versteck in einem winzigen Teil der B-Zellen des Immunsystems. Sie zeigten, dass das Virus bei manchen Menschen gelegentlich bestimmte B-Zellen in einen entzündlichen Zustand versetzt. Das kann eine Autoimmun-Kettenreaktion anstoßen.

Die Studie erklärt nicht, warum 95 Prozent der Erwachsenen mit Epstein-Barr infiziert waren, aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Lupus entwickelt. Sie liefert jedoch einen neuen Hinweis darauf, wie Infektionen das Immunsystem dauerhaft prägen können.

Frauen haben das höchste Risiko für Autoimmunerkrankungen

Etwa vier von fünf Betroffenen sind Frauen, viele davon jung. Hormone dürften eine Rolle spielen.

Frauen haben zudem zwei X-Chromosomen, Männer ein X und ein Y. Einige Studien legen nahe, dass eine Störung beim Abschalten des zusätzlichen X das Risiko von Frauen erhöht.

Auch Männer erkranken. Ein besonders schweres Leiden namens VEXAS-Syndrom wurde erst 2020 entdeckt. Es betrifft vor allem Männer über 50. Neben typischen Autoimmun-Symptomen kann es Blutgerinnsel, Atemnot und nächtliches Schwitzen auslösen.

Auch bestimmte Bevölkerungsgruppen tragen ein höheres Risiko. Lupus ist zum Beispiel bei Schwarzen und hispanischen Frauen häufiger. Nordeuropäerinnen und Nordeuropäer haben ein höheres MS-Risiko als andere Gruppen.

Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen ist kompliziert

Nach Angaben der Investmentfirma Morningstar liegt der weltweite Markt für Autoimmun-Therapien bei 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, umgerechnet 87 Milliarden Euro. Arztbesuche und Produktivitätsausfälle sind darin nicht enthalten, zumal die Behandlung lebenslang dauert.

Noch vor wenigen Jahren gab es für viele Autoimmunerkrankungen wenig mehr als hoch dosierte Steroide und breit wirkende Immunsuppressiva. Deren Nebenwirkungen umfassen ein höheres Risiko für Infektionen und Krebs.

Heute richten sich neuere Optionen gegen bestimmte Moleküle und dämpfen das Immunsystem etwas gezielter. Bei vielen Autoimmunerkrankungen bleibt die Therapie jedoch ein Versuch-und-Irrtum-Prozess, mit wenig Orientierung für Patientinnen und Patienten.


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