Hamas-Video von ausgehungerten Geiseln: Die Reaktionen in Israel und Europa

Westliche Staats- und Regierungschefs haben sich empört über kürzlich veröffentlichte Videos geäußert, die zwei israelische Geiseln im Gazastreifen zeigen, die abgemagert und verzweifelt wirken. Der Druck auf die Hamas und Israel wächst, dringend humanitären Zugang zu gewähren.
Der britische Außenminister David Lammy verurteilte die Aufnahmen als "widerlich" und sagte: "Bilder von Geiseln, die zu Propagandazwecken vorgeführt werden, sind widerlich", und wiederholte die Forderung Großbritanniens nach ihrer "bedingungslosen" Freilassung.
Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Videos als Ausdruck der "abgrundtiefen Grausamkeit" der Hamas und betonte, dass Frankreich sich weiterhin für die Freilassung der Geiseln, einen Waffenstillstand und einen verbesserten Zugang für humanitäre Hilfe einsetzen werde.
"Die absolute Priorität für Frankreich ist die sofortige Freilassung aller Geiseln", sagte Macron.
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich "entsetzt" und bekräftigte, dass die Freilassung aller Geiseln einem Waffenstillstandsabkommen vorausgehen müsse. "Israel wird den Zynismus der Hamas nicht erwidern und muss weiterhin humanitäre Hilfe leisten", so Merz weiter.
Auch der deutsche Außenminister Johann Wadephul, der am Freitag von einer Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete zurückkehrte, zeigte sich schockiert über die "Perfidie" der "Peiniger" der Geiseln.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bezeichnete die Bilder als "entsetzlich und entlarvend für die Barbarei der Hamas" und forderte die "sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln".
Lebendes Skelett lebendig begraben
Die Videos, die von der Hamas und dem Islamischen Dschihad am Donnerstag getrennt veröffentlicht wurden, zeigen laut BBC-Berichten den 21-jährigen Rom Braslavski und den 24-jährigen Evyatar David, die am 7. Oktober 2023 während des von der Hamas geführten Angriffs auf den Süden Israels vom Nova-Musikfestival entführt worden waren, sichtlich geschwächt und in Not.
In den Videos sagte der weinende Braslavski, er habe nur "drei Krümel Falafel" gegessen und könne nicht stehen. David, ebenfalls sichtlich unterernährt, wurde dabei gefilmt, wie er sein eigenes Grab schaufelte. Seine Verwandten beschuldigten die Hamas, ihn absichtlich verhungern zu lassen, und bezeichneten ihn als "lebendes Skelett, lebendig begraben".
"Ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen... Ich habe kaum noch Trinkwasser", sagte er.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die Aufnahmen als "zutiefst schockierend" und sicherte den Familien der Geiseln zu, dass die Bemühungen um ihre Freilassung "ständig und unerbittlich fortgesetzt werden".
Am Sonntag forderte er auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) auf, sich für die Versorgung der noch gefangenen Geiseln mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe einzusetzen.
Das IKRK erklärte, es sei "entsetzt" über die Aufnahmen, die "ein klarer Beweis für die lebensbedrohlichen Bedingungen" seien, denen die Geiseln ausgesetzt seien. Die Organisation forderte erneut den sofortigen Zugang zu den Geiseln, um ihren Zustand zu beurteilen, sie zu versorgen und den Kontakt zu ihren Familien zu erleichtern.
Am Wochenende versammelten sich Menschen in Tel Aviv zu einem Protest, der von den Familien der Geiseln angeführt wurde. Auf der Kundgebung forderten die Familien von Braslavski und David dringende Maßnahmen: "Alle müssen raus aus der Hölle, sofort."
"Es ist ihnen gelungen, Rom zu befreien, und man hat ihn dort einfach vergessen", sagte Braslavskis Familie in einer Erklärung, in der sie sich direkt an die israelischen und US-amerikanischen Anührer wandte.
Der militärische Flügel der Hamas, die al-Qassam-Brigaden, bestritt, die Gefangenen absichtlich ausgehungert zu haben, und behauptete, dass die Geiseln angesichts der Hungerkrise im Gazastreifen die gleiche Nahrung wie Kämpfer und Zivilisten erhielten.
Die Gruppe sagte, sie würde auf Hilfslieferungen des Roten Kreuzes "positiv reagieren", wenn humanitäre Korridore geöffnet und die Luftangriffe während dieser Lieferungen eingestellt würden, wie Nachrichtenquellen berichteten.
Insgesamt befinden sich noch 49 Geiseln im Gazastreifen, von denen nach den vorliegenden Informationen 27 tot sein sollen.
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