Tauchboot-Tragödie mit 5 Toten: Was wollte OceanGate jahrelang vertuschen?

Laut einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der US-Küstenwache haben die "äußerst mangelhaften" Sicherheitspraktiken von OceanGate zu einer "vermeidbaren" Implosion des Tauchboots geführt. Bei der Tragödie kamen fünf Menschen an Bord des Titan-Tauchboots ums Leben.
Das Tauchboot implodierte 90 Minuten nach Beginn des Tauchgangs zum Wrack der Titanic am 18. Juni 2023. An Bord waren der CEO Stockton Rush und vier Passagiere, darunter ein britisch-pakistanischer Vater und sein Sohn.
Falsch konstruiert und kaum getestet
Die tödliche Implosion wurde auch durch unzureichende Konstruktions- und Testverfahren, kaum Datenanalyse und die Verwendung von Kohlefaserkonstruktionen verursacht. All das führte laut Küstenwache dazu, dass das Tauchboot dem Druck Tiefsee nicht standhalten konnte.
"Toxisches Arbeitsumfeld bei OceanGate"
Der Bericht stellt außerdem ein "toxisches Arbeitsumfeld" bei OceanGate fest. Entlassungen wurden routinemäßig als Mittel eingesetzt, um Mitarbeiter davon abzuhalten, Sicherheitsbedenken zu äußern.
Die Küstenwache bezeichnet die Betriebspraktiken von OceanGate als "äußerst mangelhaft" und hebt "eklatante Diskrepanzen zwischen den schriftlichen Sicherheitsprotokollen und der tatsächlichen Praxis" hervor.
In dem Bericht heißt es auch, dass OceanGate keine umfassenden Vorschriften für die Aufsicht über seine Tauchboote hatte.
Keine behördliche Kontrolle?
Das wohl vernichtendste Ergebnis des Berichts ist die Tatsache, dass OceanGate "Einschüchterungstaktiken" anwendet, um sich der behördlichen Kontrolle zu entziehen.
"Indem OceanGate strategisch Verwirrung in Bezug auf die Vorschriften und die Aufsichtsprobleme schuf und ausnutzte, war das Unternehmen letztendlich in der Lage, Titan außerhalb der etablierten Tiefseeprotokolle zu betreiben", heißt es in dem Bericht.
Jason Neubauer vom Marine Board of Investigation sagte, dass die Ergebnisse dazu beitragen werden, zukünftige Tragödien zu verhindern.
"Es besteht die Notwendigkeit einer stärkeren Aufsicht und klarer Optionen für Betreiber, die neue Konzepte außerhalb des bestehenden Rechtsrahmens erforschen", forderte Neubauer.
Familie fordert Konsequenzen
Die Familie von zwei Passagieren, die auf der Titan ums Leben kamen, hat nach der Veröffentlichung des Berichts der Küstenwache strengere Vorschriften gefordert.
Der britisch-pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood, 48, und sein 19-jähriger Sohn Suleman waren zwei der drei Kunden, die bei der Implosion der Titan ihr Leben verloren.
"Kein Bericht kann das herzzerreißende Ergebnis ändern oder die unermessliche Leere füllen, die zwei geschätzte Mitglieder unserer Familie hinterlassen haben", heißt es in einer Erklärung der Familie.
"Wir sind der Meinung, dass nach einem solch katastrophalen Versagen Verantwortlichkeit und regulatorische Änderungen folgen müssen (...) Wenn das Vermächtnis von Shahzada und Suleman ein Katalysator für regulatorische Änderungen sein kann, die dazu beitragen, dass sich ein solcher Verlust nie wieder ereignet, wird uns das ein gewisses Maß an Frieden bringen."
Wer war noch an Bord?
Neben den Dawoods und dem CEO von OceanGate, Rush, war auch der britische Abenteurer Hamish Harding unter den Toten. Er war Chef des in Dubai ansässigen Privatjet-Händlers Action Aviation.
Zudem gehörte der ehemalige französischen U-Boot-Fahrer und Titanic-Experte Paul-Henry Nargeolet zu der Besatzung.
OceanGate begann 2021 damit, Passagiere zum Wrack der Titanic zu bringen, und verlangte 250.000 Dollar (216.000 Euro) pro Person für die Reise.
Nach der Implosion der Titanic am 18. Juni 2023 wurde das Büro des Unternehmens am 21. Juni geschlossen und am 6. Juli stellte das Unternehmen seinen Betrieb ein.
Today