Putin-Selenskyj-Treffen: Wo könnte es stattfinden?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mehrmals bereit erklärt, den russischen Präsidenten, Wladimir Putin, zu treffen, um Gespräche zur Beendigung des Krieges zu führen.
Der Kreml hat sich jedoch stets geweigert. Doch mit Donald Trump im Weißen Haus und dessen Bestrebungen, den Krieg beenden zu wollen, ist die Möglichkeit eines Treffens der beiden Präsidenten wahrscheinlicher denn je.
Nun stellt sich die Frage: Wo werden sich die beiden treffen?
Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gegen Putin wegen der Entführung ukrainischer Kinder schränkt die Wahl des Ortes ein. Demnach könnte er in jedem der 125 Mitgliedsstaaten des Gerichtshofs verhaftet werden.
Einige der Mitgliedsstaaten sind jedoch bereit, eine Ausnahme zu machen und Putin nicht zu verhaften, wenn er zu einem Treffen kommt, das dem Krieg gegen die Ukraine ein Ende setzen könnte.
Die Schweiz ist eine mögliche Option. Der Schweizer Außenminister, Ignazio Cassis, erklärte, sein Land sei bereit, Putin trotz des Haftbefehls zu möglichen Friedensgesprächen zu empfangen.
"Dies hat mit unserer diplomatischen Rolle zu tun, mit dem internationalen Genf als (europäischem) Sitz der Vereinten Nationen", so Cassis.
Auch der französische Präsident Emmanuel Macron unterstützt Berichten zufolge die Idee, Genf als möglichen Ort für die Gespräche zu wählen.
Der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker bot sein Land - ebenfalls ein Unterzeichnerstaat des Internationalen Strafgerichtshofs - als möglichen Verhandlungsort an und erklärte. Wien unterstütze jede Initiative, die zu einem gerechten und dauerhaften Frieden führe und die ukrainischen und europäischen Sicherheitsinteressen schütze, so Stocker.
"Als stolzer Gastgeber (der) OSZE und vieler anderer internationaler Organisationen sind wir bereit, unsere guten Dienste anzubieten", schrieb er in einem Beitrag auf X.
Naher Osten könnte ein weiterer Kompromissstandort sein
Im März fanden Gespräche zwischen einer US-Delegation zu Gesprächen zunächst mit ukrainischen und dann mit russischen Vertretern in Saudi-Arabien statt.
Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate sind demnach weitere mögliche Gastgeberoptionen.
Euronews Doha Korrespondent, Aadel Hallem, sagt, dass Katar, obwohl es ein relativ kleiner Golfstaat ist, einen Sitz am internationalen Tisch hat und häufig als Vermittler in verschiedenen internationalen Konflikten herangezogen wird.
Zu diesen Vermittlungsbemühungen gehören Russland und die Ukraine, insbesondere wenn es um die Rückkehr ukrainischer Kinder geht, die nach Russland verschleppt und deportiert wurden.
Selbst als Katar im Juni ins Kreuzfeuer zwischen den USA, dem Iran und Israel geriet, weil in seinem Luftraum Raketen abgefangen wurden, verließ man sich auf Katar als Friedensvermittler. Im Jahr 2020 war Katar Gastgeber der historischen Gespräche zwischen US-Vertretern und den Taliban, die zum Doha-Abkommen führten und schließlich den Weg für den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan ebneten.
In jüngster Zeit vermittelt Katar weiterhin in Gesprächen zwischen Israel und der Hamas, was zu mehreren vorübergehenden Waffenstillständen führte und humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lieferte. Katar sieht in seinen Vermittlungsbemühungen ein Kernstück seiner Außenpolitik und einen klaren Indikator für seine Soft Power.
Ähnlich wie Katar haben die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Rolle als diplomatischer Vermittler bewusst gestaltet: Der Staat ist in der Lage, zwischen rivalisierenden Mächten zu vermitteln und dabei die Glaubwürdigkeit gegenüber beiden aufrechtzuerhalten, sagt Euronews-Korrespondent in Dubai, Toby Gregory. Er fügt hinzu, dass sich diese Strategie direkt auf Russlands Krieg in der Ukraine ausgewirkt habe.
Zu Beginn dieses Jahres halfen emiratische Beamte bei der Organisation eines Austauschs, der ukrainische Kriegsgefangene und nach Russland verschleppte Kinder nach Hause brachte. Die Emirate können somit dort handeln, wo andere nur eine begrenzte Reichweite haben.
Gleichzeitig hat Abu Dhabi seinen Dialog mit Moskau aufrechterhalten: Anfang dieses Monats reiste Präsident Mohamed bin Zayed Al Nahyan zu Gesprächen mit Wladimir Putin nach Russland. Das Treffen machte das Vertrauen beider Seiten deutlich.
Das einzige Treffen zwischen Selenskyj und Putin
Seit Selenskyj 2019 Präsident der Ukraine wurde, war seine direkte Kommunikation mit Putin begrenzt. Russland hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Teile des Ostens der Ukraine und die Krim besetzt.
Im Jahr 2019 haben die beiden Präsidenten zweimal Telefoniert und sich einmal persönlich getroffen.
Selenskyj und Putin trafen sich zum ersten und einzigen Mal in Paris, während eines Gipfels im Normandie-Format im Beisein der Staats- und Regierungschefs Deutschlands und Frankreichs.
Hinter verschlossenen Türen erörterten die beiden Berichten zufolge Themen, die auch jetzt noch relevant sind, wenn auch in noch größerem Umfang: ein Gefangenenaustausch und ein Waffenstillstand in der Ostukraine.
Im Frühjahr 2021, als Russland damit begann, Truppen in der Nähe der ukrainischen Grenzen aufzustellen, um eine umfassende Invasion vorzubereiten, bot Selenskyj an, sich mit Putin "irgendwo im Donbass" zu treffen.
Putin lehnte ab, indem er bestritt, dass Russland in den Konflikt verwickelt sei, und lud Selenskyj stattdessen nach Moskau ein. Das Treffen fand nie statt.
Als Russland im Februar 2022 seine umfassende Invasion startete, rief Selenskyj erneut zu Gesprächen auf. Putin lehnte erneut einen Dialog auf Präsidentenebene ab und schickte zu den ersten Verhandlungsversuchen nahe der belarussischen Grenze lediglich eine Delegation auf niedriger Ebene.
Später, nach den Enthüllungen über die massenhaften Gräueltaten der russischen Streitkräfte in Butscha verschärfte Kyjiw seine Haltung in Bezug auf die Kommunikation mit dem Kreml.
Ukrainische und UN-Ermittlungen dokumentierten jedoch Massenverbrechen während der russischen Besetzung des Vorortes von Kyjiw. 458 Menschen wurden getötet, viele aus nächster Nähe hingerichtet, gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt oder verbrannt – oft im Rahmen sogenannter "Säuberungsaktionen".
Nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus drängte der ukrainische Präsident erneut auf direkte Gespräche mit Moskau, nun mit Unterstützung der US-Regierung.
Im Mai kündigt Selenskyj überraschend an, er sei bereit, Putin in der Türkei zu treffen. Der ukrainische Präsident reiste sogar in die Türkei, doch Putin erschien nicht und schickte stattdessen erneut eine Delegation auf niedriger Ebene.
Donald Trump, der aktiv versucht, zwischen Kyjiw und Moskau zu vermitteln, hat darauf bestanden, dass das Treffen zwischen Selenskyj und Putin stattfinden muss.
Das Format bleibt jedoch unklar. Eine Möglichkeit ist, dass die Gespräche zunächst bilateral zwischen Selenskyj und Putin stattfinden und Trump erst später hinzukommt.
Dieses Format könnte es Trump ermöglichen, seine Position als Friedensstifter aufrechtzuerhalten, falls das Treffen keine greifbaren Ergebnisse bringt.
US-Medien zufolge beabsichtigt Trump, Russland und der Ukraine die Organisation eines Treffens zwischen ihren Führern zu überlassen, ohne vorerst eine direkte Rolle zu spielen, so mit der Situation vertraute Regierungsbeamte.
Berichten zufolge hat Trump seinen Beratern jedoch mitgeteilt, dass er beabsichtigt, ein trilaterales Treffen mit den beiden Staatsoberhäuptern zu veranstalten, allerdings erst, nachdem diese sich zuvor getroffen haben.
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