"Wannabe dictator": Trump droht Chicago und erntet Protest von Illinois-Gouverneur

Der Gouverneur von Illinois, J. B. Pritzker, hat einen besonders martialischen Social-Media-Post von US-Präsident Donald Trump verurteilt. Trump postet im Stil von "Apolypse Now" Hubschrauber, die über Chicago kreisen und kommentiert das Bild mit dem Satz "Ich liebe den Geruch von Abschiebungen am Morgen". Unter einem Foto von Trump mit Cowboyhut und Flammen im Hintergrund steht: "Chicago wird bald herausfinden, warum es Kriegsministerium heißt" und "Chipocalypse Now".
Der Gouverneur bezeichnet Trumps Drohung, gegen eine amerikanische Stadt in den Krieg zu ziehen, als "nicht normal". Illinois werde sich von einem "wannabe dictator" nicht einschüchtern lassen.
Proteste in Chicago und Washington D.C.
Tausende Menschen haben in der US-Hauptstadt Washington D.C. und Chicago gegen den Einsatz von Truppen der Nationalgarde und Einwanderungsbeamten in den von Demokraten regierten Städten protestiert.
Auf Trumps Anweisung hin sollten die Bundesbehörden eine groß angelegte Aktion zur Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen in Chicago starten.
Die Entscheidung hat viele Latino-Bewohner beunruhigt, so dass einige ihre Papiere ständig bei sich behalten, während andere überlegen, ob sie den bevorstehenden mexikanischen Unabhängigkeitstag offen feiern können.
Obwohl die Einzelheiten von Trumps Plan noch unklar sind, hat sich bereits Widerstand formiert, der bis in die Vororte reicht. Führende Vertreter von Städten und Bundesstaaten haben angekündigt, dass sie die Trump-Regierung verklagen wollen.
Letzten Monat hat Trump im Rahmen seiner beispiellosen Übernahme der Strafverfolgung in der Hauptstadt Truppen in Washington D.C. stationiert.
Dort marschierten nun Demonstrierende über zwei Meilen vom Meridian Hill Park zum Freedom Plaza in der Nähe des Weißen Hauses unter dem Banner "END THE D.C. OCCUPATION". Seit vier Wochen patroullieren Truppen der Nationalgarde und Bundesbeamte in den Straßen der US-Hauptstadt.
Der "We Are All D.C."-Protest wurde als die bisher am besten organisierte Demonstration gegen Trumps föderale Intervention in Washington beschrieben. Der US-Präsident rechtfertigte die Aktion im August mit der Bekämpfung von Kriminalität und Obdachlosigkeit in der Stadt. Laut Stadtverwaltung ist die Gewaltkriminalität allerdings niedriger als während Trumps erster Amtszeit.
Die Anwesenheit bewaffneter Truppen auf den Straßen führt zu einer angespannten Stimmung in Washington.
Mark Fitzpatrick, ein ehemaliger US-Diplomat, der seit etwa zehn Jahren in Washington lebt, sagte am Samstag, er sei besorgt über den "autoritären Charakter" der Maßnahmen der Regierung. "Wir haben keine eigenen Senatoren oder Mitglieder des Repräsentantenhauses, also sind wir einem Diktator wie diesem ausgeliefert, einem Möchtegern-Diktator".
Trump hat sich auf Washington D.C. konzentriert, nachdem er im Sommer die Nationalgarde nach Los Angeles geschickt hatte, um mehr vermeintlich illegale Einwanderer auszuweisen. Das Weiße Haus konzentrierte sich dann auf die US-Hauptstadt, was Trump die Möglichkeit gab, seine Agenda zur Bekämpfung der Kriminalität durchzusetzen, da die Stadt direkt der Bundesregierung untersteht.
Trumps Dringlichkeitsanordnung, die Kontrolle über die Polizei in Washington zu übernehmen, läuft am Mittwoch aus.
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