Berlin: Tagelanger Stromausfall - Linksextreme für Anschlag verantwortlich

Seit Dienstagmorgen sind im Berliner Südosten die Lichter ausgegangen. In mehr als 10.000 Haushalten funktionieren sie immer noch nicht. Während Experten an der Behebung des Stromausfalls arbeiten, gehen die Ermittler inzwischen von einem Brandanschlag Linksextremer aus.
Ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben werde als authentisch eingeschätzt, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Abgeordnetenhaus am Donnerstag.
Stromausfall in Berlin: Bekennerschreiben zu Brandanschlag
Am Dienstagnachmittag hatte ein Bekennerschreiben auf der vom Verfassungsschutz als linksextreme Internetplattform eingeschätzten Website "Indymedia" Wellen geschlagen, die Ermittler haben es auf Authentizität geprüft.
Das Bekennerschreiben liegt der Euronews-Redaktion vor. Demnach sei der Technologiepark in Adlershof das übergeordnete Ziel des Angriffs gewesen sein. Darin wurde auch die Beschädigung zweier Strommasten in der Königsheide konkret benannt. Im Schlusssatz heißt es u.a.: "Den technologischen Angriff sabotieren - dem militärisch-industriellen Komplex den Saft abdrehen". Unterzeichnet ist es von "Einigen Anarchist:innen".
Dieses Bekennerschreiben werde als authentisch eingeschätzt, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Abgeordnetenhaus am Donnerstag. Das Landeskriminalamt hat es überprüft. "Wir gehen von einem Täterkreis aus dem linksextremistischen Spektrum aus", sagte Spranger, "also nicht aus dem Ausland, sondern aus dem Inland".
Die Staatsanwaltschaft habe am Mittwoch die Ermittlungen zu der "sehr professionellen" Tat übernommen, so Spranger, der Rechtsstaat greife "selbstverständlich". Die Innensenatorin verurteilte den Anschlag erneut, niemand dürfe den Tod von Menschen in Kauf nehmen.
Längster Stromausfall in Berlin seit 25 Jahren
Im Ortsteil Johannisthal waren am frühen Dienstagmorgen Starkstromkabel zerstört worden. Die Reparatur dieser Kabel erweist sich als schwierig. Daraufhin fiel im Südosten Berlins der Strom für zweitweise 50.000 Kunden aus, noch immer erleben Tausende Menschen die Auswirkungen.
Es handelt sich um den längsten Stromausfall in Berlin seit mindestens 25 Jahren.
Mithilfe eines Brandbeschleunigers soll um die großen Strommasten Feuer gelegt worden sein. Bei der Feuerwehr ging ein entsprechender Alarm um 3.30 Uhr am Dienstagmorgen ein. Mehrere dicke Starkstromleitungen wurden beschädigt. Das Feuer konnte nach einer knappen Stunde gelöscht werden.
Es beschädigte nicht nur die Unternehmen im Technologiepark, sondern auch Tausende Berliner Haushalte. Auch Schulen, Kitas und Pflegeheime waren ohne Strom. Patienten mussten verlegt werden, etwa wenn sie auf künstliche Beatmung angewiesen sind. Die Verkehrsordnung musste ohne Ampeln auskommen, auch Straßenbeleuchtung funktionierte nicht.
Das Betreiber-Unternehmen Stromnetz Berlin teilte mit, dass die betroffenen Haushalte, die wieder Strom haben, ihren Verbrauch so niedrig wie möglich halten sollten. So könnte es nachhaltig stabilisiert und auch "wenn technisch möglich - weitere Kunden wieder mit Strom versorgt" werden.
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