"Sicherheitspolitischer Weckruf": Drohne unterbricht Flugbetrieb am BER für zwei Stunden
Wegen einer Drohnensichtung ist der Flugbetrieb am Berliner Flughafen BER am Freitagabend für rund zwei Stunden unterbrochen worden. Das bestätigte ein Sprecher des Flughafens dem rbb.
Gegen 20 Uhr hatte ein Zeuge eine Drohne gemeldet. Daraufhin rückte die Polizei mit mehreren Einsatzkräften und einem Hubschrauber aus. Zunächst wurde die Nordbahn gesperrt. Laut dem Lagedienst der Polizei Brandenburg bestätigte auch eine Streifenwagenbesatzung die Sichtung. Anschließend verlor sich die Spur des Fluggeräts.
Nach einem weiteren Hinweis schaltete sich auch das Luftfahrt-Bundesamt in die Ermittlungen ein. Der Polizeihubschrauber blieb bis in die späten Abendstunden im Einsatz.
Mehrere Flugzeuge umgeleitet
Zwischen 20 Uhr und kurz vor 22 Uhr war der gesamte Flugbetrieb am BER eingestellt. Mehrere ankommende Maschinen mussten umgeleitet werden: Vier Flugzeuge landeten in Dresden, vier in Leipzig, drei weitere in Hamburg. Betroffen waren unter anderem Flieger aus Stockholm, Antalya und Helsinki.
Um den Rückstau abzuarbeiten, erhielt der BER eine Sondergenehmigung für Starts und Landungen. Maschinen durften ausnahmsweise bis 1 Uhr nachts starten und bis 4 Uhr landen - trotz des normalerweise geltenden Nachtflugverbots zwischen 0 und 5 Uhr.
"Der Flughafenbetrieb ist heute Morgen ganz regulär angelaufen", sagte ein BER-Sprecher am Samstag. Für Reisende gebe es keine Einschränkungen mehr.
Flughafenverband spricht von sicherheitspolitischem Weckruf
Der Flughafenverband ADV forderte noch am Freitagabend Konsequenzen. Die mehrstündige Sperrung des Hauptstadtflughafens sei ein "sicherheitspolitischer Weckruf", so ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
"Wenn Starts und Landungen gestoppt und zahlreiche Flugzeuge zu anderen Airports umgeleitet werden müssen, steht nicht nur der Flugbetrieb still - auch das Vertrauen der Passagiere in die Sicherheit des Luftverkehrs leidet."
Beisel betonte, der Staat müsse die Drohnenerkennung und -abwehr deutlich verbessern:
"Die Flughäfen dürfen hier nicht allein gelassen werden. Die Drohnendetektion und -abwehr sind hoheitliche Aufgaben des Staates und müssen umfassend und konsequent angegangen werden."
Kein Einzelfall am BER
Drohnenüberflüge sind längst keine Seltenheit mehr im deutschen Luftraum. Laut der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurden am Berliner Flughafen BER in diesem Jahr bereits fünf Behinderungen durch Drohnen registriert – 2023 waren es über 15, im Jahr zuvor 20.
Insgesamt verzeichnete die DFS 2025 bislang 144 Zwischenfälle im gesamten Bundesgebiet, davon 35 allein im Umfeld des Frankfurter Flughafens. Besonders häufig werden die Flugobjekte über Flughäfen, aber auch über Militäranlagen und Transportwegen gesichtet. Wie viele dieser Vorfälle auf gezielte Spionage zurückgehen, ist bislang unklar.
Der Großteil der Beobachtungen stammt von Piloten oder wird von Fluglotsen entdeckt. Rund 90 Prozent der gemeldeten Vorfälle ereignen sich im Umland größerer Flughäfen, so die DFS im Gespräch mit Euronews.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte an, die Drohnenabwehr bundesweit zu beschleunigen. Ziel sei es, Kompetenzen zwischen Bund und Ländern zu bündeln, neue Abwehrtechnologien zu entwickeln und die polizeilichen und militärischen Systeme enger zu verzahnen.
Drohnenalarm auch in Belgien
Auch außerhalb Deutschlands mehren sich die Drohnensichtungen: In der Nacht zum Samstag sind Drohnen über den Militärstützpunkten Kleine-Brogel und Leopoldsburg in der belgischen Provinz Limburg gesichtet worden. Das berichtete die Zeitung Het Belang van Limburg unter Berufung auf örtliche Behörden, was auch der Bürgermeister von Leopoldsburg bestätigte.
Bereits in den vergangenen Wochen waren ähnliche Beobachtungen über den Militärgeländen von Marche-en-Famenne und Elsenborn gemeldet worden.
Nach Angaben der Zeitung bemerkte ein Mitarbeiter der Kaserne in Kleine-Brogel das Flugobjekt in der Nacht. Unklar sei, ob die Drohne direkt über dem Militärgelände oder in unmittelbarer Nähe flog. Als die Polizei eintraf, war die Drohne bereits verschwunden. Der militärische Nachrichtendienst wurde informiert.
Die Basis Kleine-Brogel gilt als einer der wichtigsten Luftwaffenstützpunkte Belgiens. Dort sollen US-Atomwaffen lagern, außerdem wird der Standort ab 2027 zur Heimat der neuen F-35-Kampfjets.
Auch über dem nahegelegenen Militärgelände von Leopoldsburg seien in derselben Nacht Drohnen beobachtet worden, so Het Belang van Limburg. Zu den genauen Umständen machte die Polizei bislang keine Angaben. Die Bürgermeister von Peer und Leopoldsburg berieten am Samstag über die Vorfälle.
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