Russlands Propaganda: Welche Personen hat die EU neu mit Sanktionen belegt?
Ein ehemaliger Sheriff aus Florida, ein Mitglied des französischen Militärs und ein Schweizer Geheimdienstoffizier gehören zu den 12 Personen, die von der Europäischen Union am 15. Dezember 2025 neu auf die Sanktionsliste gesetzt wurden.
Die von Frankreich eingeleiteten Maßnahmen führten dazu, dass auch eine Reihe russischer Staatsangehöriger sanktioniert werden, da Russland weiterhin eine hybride Kriegsführung gegen die EU und ihre Mitgliedstaaten und Partner betreibt.
Die drei Männer aus westlichen Staaten haben ihre früheren Karrieren bei westlichen Polizeikräften, beim Militär oder bei Geheimdiensten genutzt, um sich Glaubwürdigkeit zu verschaffen, so die Experten.
"Ihre früheren Karrieren bei den Geheimdiensten und beim Militär wecken in der Öffentlichkeit die Vorstellung von Geheimhaltung und dem 'deep state' (dem Staat im Staate, Anmerk. der Red.)", sagte Hervé Letoqueux, CEO von Check First, einem Unternehmen, das Desinformation überwacht, zu The Cube, dem Faktencheck-Team von Euronews.
"Die Tatsache, dass diese Personen diese früheren Berufe haben, erlaubt es ihnen letztendlich, so ziemlich alles zu sagen, was sie sagen wollen. Das bedeutet, dass sie nichts beweisen müssen; es gibt ihnen eine Form von Autorität, so dass sie sagen können, was immer sie wollen", erklärt Letoqueux, der zuvor Frankreichs Agentur für ausländische digitale Einmischung leitete.
Xavier Moreau
Xavier Moreau ist ein in Frankreich geborener ehemaliger Militäroffizier und Geschäftsmann, der von Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot als Verbreiter von "Kreml-Propaganda" in Europa bezeichnet wurde.
Moreau, der 2013 die russische Staatsbürgerschaft angenommen hat, lebt seit 2000 in Russland.
Er hat eine Reihe von widerlegten kremlfreundlichen Behauptungen verbreitet, z. B. dass der Einmarsch Moskaus in die Ukraine von der NATO inszeniert wurde und dass Kyjiw für den Abschuss des Flugs 17 der Malaysian Airlines im Jahr 2014 verantwortlich war.
Im Jahr 2014 nahm Moreau als "ausländischer Beobachter" an den sogenannten Referenden Russlands über die Annexion der Krim und später der Region Donbas teil, die von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wurden.
2014 startete er auch seine Website "Stratpol", auf der er sich als "Experte für politische und strategische Analysen" vorstellt. Seitdem ist Moreau auf zahlreichen rechtsextremen YouTube-Kanälen zu Gast, aber auch in den Mainstream-Medien, von Sud Radio bis zum Sender LCI.
Außerhalb des französischen Mediesystems wurde er auch von den von Russland unterstützten Sendern Sputnik und Russia Today France interviewt.
Nachdem sein YouTube-Konto 2022 gesperrt wurde, weil er gegen die Richtlinien der Plattform für Hassreden verstoßen hatte, wurde Moreau auf den Streaming-Plattformen Rumble und Odysee aktiv.
Jacques Baud
Jacques Baud ist der zweite Schweizer, gegen den in den vergangenen Monaten Sanktionen im Zusammenhang mit russischen Propagandaaktivitäten verhängt wurden, nachdem der schweizerisch-kamerunischen Influencerin Nathalie Yamb im April 2025 die Einreise in die EU untersagt wurde.
Baud, ein ehemaliger Oberst der Schweizer Armee und strategischer Analyst, tritt regelmäßig in pro-russischen Fernseh- und Radiosendungen auf und behauptet beispielsweise, die Ukraine habe ihre eigene Invasion inszeniert, um in die NATO aufgenommen zu werden.
"Die sanktionierten Personen teilen in gewisser Weise eine Faszination für autoritäre Macht. Jacques Baud zum Beispiel sympathisierte mit Baschar al-Assad und leugnete die von seinem Regime begangenen Übergriffe", so Letoqueux.
Letoqueux zufolge ist die Wirkung der Propaganda von Moreau und Baud relativ bescheiden, da "sie auf einen Teil der Bevölkerung abzielen oder zumindest versuchen, diesen zu überzeugen, der bereits weitgehend überzeugt ist und zu den Verschwörungstheoretikern und Ultranationalisten gehört".
Letoqueux ist der Meinung, dass ihre Auftritte in den Medien eine größere Wirkung haben können: "Bis vor kurzem haben einige Medien - vor allem in Frankreich - ihnen Sendezeit eingeräumt und es ihnen ermöglicht, ihr kremlfreundliches Narrativ regelmäßig zu verbreiten und damit einen Teil der Bevölkerung zu erreichen, der wahrscheinlich weniger gut in der Lage ist, diese Narrative zu erkennen.
John Mark Dougan
John Mark Dougan, ein US-Bürger, der als ehemaliger stellvertretender Sheriff in Florida arbeitete und 2016 nach Moskau floh, gehört ebenfalls zu den Sanktionierten.
Dougan spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung kremlfreundlicher Desinformationskampagnen in ganz Europa und unterstützt die Aktivitäten von Storm-1516, einer russischen Propagandaorganisation, deren Ziel es ist, den Westen und die Ukraine zu diskreditieren.
Darüber hinaus hat er das CopyCop-Netzwerk von Fake-News-Websites vorangetrieben: Online-Ableger, die die Arbeit seriöser Nachrichtenorganisationen durch Videos und Geschichten imitieren, von denen viele mit Hilfe von KI erstellt werden.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde Dougan verdächtigt, vor den vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland im Februar ein Netzwerk von mehr als 100 KI-Websites zu betreiben.
Nach Angaben der EU steht Dougan laut Berichten westlicher Behörden und investigativer Reportagen mit der russischen Militäragentur sowie dem Zentrum für geopolitische Expertise, einer in Moskau ansässigen Denkfabrik, nahe, die Informations- und Manipulationsoperationen gegen den Westen und die Ukraine lanciert haben sollen.
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