Höhepunkt steht noch bevor: Rekordzahlen bei West-Nil-Virus-Infektionen in Italien

Italien kämpft derzeit mit einer steigenden Zahl an West-Nil-Virus-Infektionen. Laut den Daten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wurden seit Beginn der Saison 335 Fälle in acht europäischen Ländern gemeldet, 274 davon in Italien. Das entspricht rund 80 Prozent aller registrierten Fälle in Europa. 19 Menschen sind bisher durch eine Infektion ums Leben gekommen.
Nach Angaben des Istituto Superiore di Sanità (Iss) sind die Fälle in 15 italienischen Regionen und 52 Provinzen aufgetreten: Dabei wurden die höchsten Zahlen in Kampanien (50 Infektionen) und Latium (47 Infektionen) verzeichnet. Erstmals wurden auch Fälle in den Gebieten Latina und Frosinone, südlich von Rom, gemeldet.
Die Ansteckungen scheinen nicht zurückzugehen. Im Gegenteil, Experten zufolge steht Italien der Höhepunkt in der Zeit zwischen Ende August und Anfang September erst noch bevor.
West-Nil-Infektionen in Europa
Das Jahr 2025 war das Rekordjahr für West-Nil-Infektionen in Europa in den letzten drei Jahren. Neben Italien wurden auch Fälle in Griechenland (35), Serbien (9), Frankreich (7), Rumänien (6), Ungarn (2), Bulgarien (1) und Spanien (1) gemeldet.
"Europa tritt in eine neue Phase ein, in der eine länger anhaltende, weit verbreitete und intensive Übertragung von durch Mücken übertragenen Krankheiten zur neuen Normalität wird", sagte ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner. "Das ECDCarbeitet eng mit allen Mitgliedstaaten zusammen, um maßgeschneiderte Unterstützung und rechtzeitige Leitlinien für die öffentliche Gesundheit bereitzustellen, damit Europa besser reagieren kann", fügte sie hinzu.
Laut dem ECDC ist der Klimawandel einer der Hauptfaktoren für die Ausbreitung des Virus. Höhere Temperaturen, längere Sommer und mildere Winter begünstigen die Vermehrung von Stechmücken, die das Virus durch Stiche übertragen.
Die Symptome des Virus und wie man sich davor schützen kann
Etwa 80 Prozent der mit dem West-Nil-Virus infizierten Menschen zeigen keine Symptome. Die übrigen Menschen klagen in der Regel über leichte Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, vergrößerte Lymphknoten und Hautausschläge.
Schwerere Symptome treten in weniger als 1% der Fälle auf, jedoch häufiger bei älteren und geschwächten Personen. In diesen Fällen kann es zu hohem Fieber, Zittern, Sehstörungen, Krämpfen und sogar Lähmungen und im schlimmsten Fall einem Koma kommen.
Das Virus wird hauptsächlich durch Mückenstiche übertragen, in sehr seltenen Fällen durch Bluttransfusionen und Organtransplantationen.
Da es keinen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus gibt, muss die Prävention im Vordergrund stehen. Das Iss empfiehlt, Mückenschutzmittel zu verwenden, lange Hosen und langärmelige Hemden zu tragen, Moskitonetze an den Fenstern anzubringen und Blumentöpfe mit stehendem Wasser regelmäßig zu leeren.
Ebenfalls erhöhte Fallzahlen bei Dengue und Chikungunya
Neben dem West-Nil-Virus haben auch die Fälle von anderen durch Mücken übertragenen Krankheiten zugenommen. Nach Angaben des World Mosquito Program werden jedes Jahr etwa 700 Millionen Menschen von Stechmücken infiziert, mehr als eine Million sterben daran.
Zu den häufigsten Krankheiten gehören Dengue-Fieber und Chikungunya. Erstere ist "die weltweit am weitesten verbreitete durch Mücken übertragene Krankheit", erklärte Greg Devine, Senior Director of Entomology beim World Mosquito Program, anlässlich des Weltmückentags, der ins Leben gerufen wurde, um auf durch Mücken übertragene Krankheiten aufmerksam zu machen.
Im Jahr 2025 gab es 3,6 Millionen Dengue-Fälle mit über 1.900 Todesfällen in 94 Ländern, insbesondere im Pazifikraum. Bei Chikungunya gab es mindestens 240.000 Fälle mit 90 Todesfällen, vor allem in Asien. Aber auch in Europa haben die Fälle zugenommen: 27 Ausbrüche im Jahr 2025, davon 11 Infektionen in Frankreich und sieben in Italien, so die Daten des ECDC.
Auch bei Dengue und Chikungunya sind Komplikationen selten, ältere Menschen sind hier am anfälligsten. Es gibt keine spezifischen Behandlungen für Dengue oder Chikungunya, für letztere sind jedoch zwei Impfstoffe in der EU zugelassen.
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