38 Festnahmen bei israelischen Protesten

Die israelische Polizei hat am Sonntag bei landesweiten Demonstrationen 38 Personen festgenommen. Die Protestierenden forderten von der Regierung eine Einigung über die Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.
Die Kundgebungen fanden an Dutzenden Orten im ganzen Land statt – darunter vor den Häusern von Politikern, an Militärhauptquartieren und auf wichtigen Autobahnabschnitten. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um Straßenblockaden aufzulösen. Einige Restaurants und Theater blieben aus Solidarität für den Tag geschlossen.
Organisiert wurde der „Tag der Arbeitsniederlegung“ von Verbänden, die Familien von Geiseln und Hinterbliebenen vertreten. Er fiel mit der Ankündigung Israels zusammen, die Militäroperationen im Gazastreifen auszuweiten – ein Vorhaben, das nach Ansicht vieler Demonstranten das Leben der noch verbliebenen Geiseln zusätzlich gefährden könnte.
„Militärischer Druck bringt die Geiseln nicht zurück – er tötet sie nur“, erklärte die ehemalige Geisel Arbel Yehoud auf einer Kundgebung in Tel Aviv. „Der einzige Weg, sie zurückzubringen, ist ein Abkommen, und zwar sofort, ohne Verzögerungen.“
Nach Schätzungen befinden sich noch rund 50 Geiseln im Gazastreifen. Etwa 20 von ihnen sollen noch am Leben sein.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte am Sonntag, eine Bedingung für das Ende des Krieges sei die „Sicherheitskontrolle“ Israels über den Gazastreifen – ein Plan, der sowohl von den Palästinensern als auch international zurückgewiesen wurde.
Netanjahu hatte wiederholt die sofortige Freilassung der Geiseln gefordert, steht dabei jedoch unter Druck seiner Koalition. Bei der letzten Waffenruhe, die mit einer Freilassung von Geiseln verbunden war, drohten rechtsextreme Kabinettsmitglieder mit dem Sturz der Regierung. Sie erklärten, sie würden kein Abkommen unterstützen, das der Hamas den Machterhalt ermögliche.
Die Lage in Gaza
Seit mehr als zwei Wochen werden internationale Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen. Nach Angaben der Vereinten Nationen und humanitärer Organisationen reicht dies jedoch bei weitem nicht aus, um die gesamte Bevölkerung zu versorgen. LKWs mit Hilfsgütern warten weiterhin an der Ägyptischen Grenze zu Gaza.
Zudem erreichen die Lieferungen nicht immer die Bedürftigsten: Sie landen teilweise im Meer, in Sperrzonen oder in überfüllten Zeltlagern, wo es wiederholt zu Verletzten und Toten kam.
Nach Angaben von Krankenhäusern in Gaza wurden am Sonntag mindestens 17 Menschen von israelischen Streitkräften getötet, während sie auf Hilfslieferungen warteten – darunter neun in der Nähe des Morag-Korridors.
Im Gazastreifen sind inzwischen Zehntausende Menschen ums Leben gekommen, ein Großteil der Bevölkerung wurde vertrieben. Die Vereinten Nationen warnen, dass die Zahl der Hungernden und Unterernährten den höchsten Stand seit Beginn des Krieges erreicht hat.
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