Kaja Kallas: "Russland darf die USA und Europa nicht spalten"

"Russland möchte die USA und Europa gespalten sehen. Das sollten wir ihnen nicht geben", sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas gegenüber Euronews.
In der Live-Sendung "Europe Today" auf Euronews am Mittwoch sagte Kallas, dass es "keinen Keil" zwischen Brüssel und Trumps Regierung gebe, und forderte beide Seiten auf, im Angesicht der russischen Aggression in der Ukraine geeint zu bleiben.
Gespräche sind "Pendeldiplomatie"
Kallas sagte auch, dass es sich bei den derzeitigen Gesprächen um eine "Pendeldiplomatie" handele und dass Europa einen Sitz am Tisch haben werde, wenn formelle Verhandlungen über eine Friedensregelung beginnen.
"Dies ist im Moment eine Pendeldiplomatie. Es gibt noch keinen Verhandlungstisch. Aber wir versuchen, uns ein Bild davon zu machen, wo die Parteien stehen", sagte sie einen Tag nach einem Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin, in dem beide Präsidenten einem vorübergehenden 30-tägigen Stopp der Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur zustimmten.
Auf die Frage, wie sie auf das Gespräch zwischen Putin und Trump reagiere, sagte Kallas: "Es ist wirklich gut zu sehen, wie sich diese Dinge entwickeln. Trump stellte klar, dass die Hilfe für die Ukraine nicht diskutiert wurde. Putin sagte, sie sei besprochen worden. Ich vertraue in dieser Sache eher Präsident Trump als Präsident Putin", erklärte Kallas.
Putins Bedingung: Westen soll Militärhilfe einstellen
Berichten zufolge verlangte Putin, dass der Westen seine Militärhilfe für die Ukraine als Vorbedingung für den auf 30 Tage begrenzten Waffenstillstand einstellt. Trump behauptete später in einem Interview mit Fox News, dass Militärhilfe "nicht diskutiert" wurde.
Trump bezeichnete das Gespräch als "produktiv", doch die vereinbarte begrenzte Waffenruhe reicht nicht aus, um die Kämpfe zu Lande, zu Wasser und in der Luft umfassend einzustellen, was der US-Präsident zu erreichen hoffte.
Vorschlag zur Freigabe von 40 Milliarden Euro
Kallas hat einen Vorschlag zur Freigabe von 40 Milliarden Euro an neuer militärischer Hilfen für die Ukraine vorgelegt, die im Falle einer Genehmigung die Lieferung von Artilleriemunition, Luftabwehrsystemen, Raketen, Drohnen und Kampfjets verstärken könnte.
Der Entwurf ihres Vorschlags, der Euronews vorliegt, sieht vor, dass sich "teilnehmende Länder" mit Zusagen beteiligen, was bedeutet, dass keine einstimmige Zustimmung aller 27 EU-Mitgliedstaaten erforderlich wäre.
Er steht auch gleichgesinnten Nicht-EU-Ländern wie dem Vereinigten Königreich und Norwegen offen, was auf eine "Koalition der Willigen" hindeutet.
Kallas' Initiative wird zur Debatte stehen, wenn die Staats- und Regierungschefs der EU am Donnerstag in Brüssel zu einem Gipfel zusammenkommen. Es bleibt die Frage offen, ob die 18 Milliarden Euro beschlagnahmter Gewinne aus russischen Vermögenswerten, die in der EU eingefroren wurden, Teil des Plans sein werden.
"Je stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher ist ein Krieg", sagte Kallas. "Wir müssen mehr für unsere Verteidigung tun. Wir müssen auch mehr für die Ukraine tun, denn je stärker sie auf dem Schlachtfeld ist, desto stärker ist sie auch am Verhandlungstisch."
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